Änderungen, die seit einiger Zeit kratzend bewusst, oder noch übler, irgendwie flaumig unbewusst, im Geist umherwabern. Einem ständig das Gefühl geben, dass irgend etwas nicht komplett, nicht richtig, noch zu tun ist. Hier erklärt sich auch die Verschlimmerung des Gefühls, wenn einem nicht so recht bewusst ist, was einen eigentlich peripher so stört.
Besonders gerne treten solche nervschabenden Kleinigkeiten in der eigenen Wohnung auf. Es ist alles eingerichtet, es ist alles mehr oder weniger vorhanden und verstaut, es gibt nichts Dringendes und Wichtiges mehr zu besorgen oder zu erledigen, wie es zum Beispiel zum Zeitpunkt des Einzugs gewesen ist. Als man noch Einkaufs- und Erledigungslisten hatte, als ein Manko noch offensichtlich und ehrlich im Raum stand.
Manchmal dauert es auch ein bisschen, bis sich der Geistesblitz, die Muse, die Intuition daherbequemt. Dann aber plötzlich. Dann ist der (richtige) Moment da. Unangenehm ist es ja meist auch darum, weil man weiß DASS etwas nicht ganz passt, aber man noch nicht den Clou hat, was es passend machen würde.
Dankenswerterweise kommen solche Clous dann gern in Serie. Oder zieht ein Clou den nächsten an? Oder gibt es gar synaptische Verbindungen, die sich dann, und ausgerechnet genau dann, öffnen oder anlegen, einem Wurmloch gleich?
So eine inspirative Neuralnetzbildung geschah mir diesen Monat. Vielleicht lag es auch irgendwie daran, dass ich dem adorablen Herrn Kanter per seines Wohnungs- und Hausaufbesserungstagebuches gefolgt bin wie eine Ameise der Zuckerspur? Gut möglich. Für eigene Ideen und Motivationen braucht es oft eine vorhergehende Phase des massiven Inputs.
Da mir der Mangel an Illustrationen in diesem Bereich hier schon selbst unangenehm aufgefallen ist, habe ich mal salopp einige Änderungsergebnisse abgelichtet. Kein Vorher/Nachher allerdings. So weit möchte ich dann nun doch nicht gehen. Und wenn man sich das große Vorher nicht vorstellen kann, ist es mit der Imagination, was man in den eigenen (sprichwörtlichen, hoffentlich nicht buchstäblichen) vier Wänden verändern könnte, bedauernswerterweise ohnehin nicht so weit her als dass die Inspiration nutzbringend genug gedeihen könnte. Und dazu schaue man doch bitte gerne intensiv durchs weltweit vernetzte Guckloch des Manhattanschen Nests (ich kann diesen Link einfach nicht oft genug hier hineinschrauben).
Zuerst einmal begann es mit einem kindlichen Hauben- und Kappenhaufen, der seit der Zeit des Einzugs in diese Wohnung (merke: ca. 6 Jahre zurück) keinen wirklichen eigenen, "ordentlichen" Platz hatte. Das kleine Hakenleistchen, das die Vorwohnungsvorzimmerwand einnahm, war "für hier" erstens zu lang (breit?), zweitens war die damals nette Selbstbemalung nicht mehr altersgerecht, und drittens zu bunt. So verbrachte es die Jahre zwar im Vorzimmer, allerdings im Eck und damit physisch und psychisch im Weg.
Das gegenwärtige Vorzimmer ist der einzige winzigkleine Wermutstropfen der derzeitigen Wohnung: Es ist sehr schmal, es ist sehr kurz, es ist kein Platz. Die Hauben und Kappen lagen gestapelt auf des Kindes Stiefeln. Fürchterlich.
Und dann die Eingebung. So simpel. So einfach. So Warum nicht gleich so.
Hakenleiste und Wand vermessen, Hakenleiste absägen, schleifen und streichen, Hakenleiste montieren, sich freuen und auf die Stirn klatschen.
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Und wie schwer war das jetzt? |
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Hätten wir schon lange so haben können? |
Dass die Inhaltsgestaltung noch weit von ihrem Perfektionszustand entfernt ist, darf im Moment außer Acht gelassen werden. Diese Lösung ist vergleichsweise ein großer stilistischer Aufstieg.
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Befriedetere Seele um nur wenig Bares. |
Aber glücklicherweise ist der Onkel ein gleichförmiger, und es ist ihm pippilangstrumpfweise herzlich egal, ob der Kopf unten und der Fuß oben zu stehen kommen. Brandheißer Tipp also: Alle paar Jahre einfach mal den Onkel auf den Kopf stellen! Ach wenn man das mit einem selbst auch so einfach halten könnte, man hätte wahrscheinlich keine solchen Kreuzprobleme mehr.
Aber warum manifestieren sich solche Eingebungen nicht schon eher? Wieso kommt man auf so einfache Verfahren nicht direkt beim Erblicken der Problemzone? Prokrastinatives Aufschieben geplanter Vorgehen sind in diesem Sinn etwas völlig Anderes. Kein "Ich sollte mal" oder "Das gehört schon lange" – einfach das Fehlen des augenöffnenden Moments, WIE man denn nun am Besten.
Und dann geht alles sehr schnell. Und dann sind es gerade die schlichtesten, unkompliziertesten Änderungen, die alles gleich viel besser wirken lassen. Wahrscheinlich liegt es aber an der kopfinternen Reihung von Erdenkungswichtigkeiten, die solche großen Kinkerlitzchen wie in Druckauftragswartelisten immer wieder hinten anreihen. Vielleicht klickt man einfach ab und zu einmal "Auftrag abbrechen", und zack, da tanzt sie, die Dame Muse. Und kichert einem charmant ins Gesicht, wie offensichtlich die Chose doch eigentlich ist. Und: Warum denn nicht gleich so!