Sonntag, 30. Oktober 2011

Vergängliches bevorzugt

Wenn es draußen konstant duster ist, gibt es einem mehr Zeit, drinnen mehr "light" zu machen.
Angefangen dort wo man gerade sitzt ist es am Einfachsten: Diesmal war zuerst einmal der Rechner an der Reihe. Favoriten in der Linkliste rausschmeißen. Wenn sie es nicht verdient haben ein Favorit zu sein (innerer Dialog: die lädt so langsam; da ist mehr Zeug in der Seitenleiste als im eigentlichen Lesefenster; die Anleitungen zu gezeigten Handwerken gibt es nur per Bezahlung; da gibt's nichts was mich so wirklich von Hocker reißt), verdienen sie nicht mehr, sich in der Favoritenliste breit zu machen.
Dann kommen auch einmal die Programme dran. Wie viel unbenützter Altmüll findet sich darin. Seit facebook verstauben MSN, ICQ und dergleichen vor sich hin. Weg damit. (Selbstbefragung: In welche Kategorie fällt das Programm? Wie viele Alternativen dazu hab ich schon, und welche nutze ich eigentlich?) Wenn sich Firefox doch bewiesen hat, wozu Safari vor sich hin schimmeln lassen? – Und keine Bange, man kann eines schönen Tages ja wieder neu installieren, falls man doch Bedarf bekommen sollte.
Schön wäre es, wenn die Software-Aktualisierung den User auch darauf hinwiese, dass man altes Programmzeug am Rechner hat, und welches man davon eliminieren könnte. Und es dann auf Befehl auch täte – mit allem drum und dran deinstallieren. Es versteckt sich ja noch viel mehr Dateimüll in x anderen, versteckten Ordnern.

Vom Computer geht es in die Küche – und zu den schönen Flaschen und Schraubdeckelgläsern, die man angesammelt hat. Schön sind sie, die speziellen Buntglasflaschen. Und die mit den Bügelverschlüssen. Zu schön um sie einfach in den Glascontainer zu werfen. Daraus könnte man ja später einmal... Also löst man mühsam die Etiketten, reiht sie alle auf, um sie dann verstauben und verkleben zu lassen. Schön sind sie schon, aber... Was hätte ich damit tun können? Warum hab ich dann aber nicht? Also fort damit. Und falls ich eines Tages dann doch noch eine schöne buntglasige Bügelflasche brauchen sollte, wirklich brauchen sollte, na dann muss ich leider leider ein solches Bier kaufen und die Flasche leertrinken. Leider, leider, was für ein Pech.
Schön sind sie, diese Flaschen, aber eine leere Küchenarbeitsfläche ist noch schöner anzusehen.

Damit auch die Topfpflanzen zu mehr Freiheit kommen, wird sich auch ihnen gewidmet. Mit einer Schere und einem Mistsackerl bewaffnet ziehe ich durch die Räume und von Fensterbrett zu Fensterbrett. Die Erfahrung hat gezeigt, dass aus den vielen langen Luftwurzeln der Orchideen nichts Notwendiges wird. Weg damit! Trockene Blätter, Blüten und Stängel werden weggezupft oder weggeschnitten. Freiheit! Schön waren sie, aber früher oder später verwelken sie. Man mache Platz für neue Blüten.

Ich wünsche mir mehr unvermeidbar Vergängliches. Dinge die mit der Zeit aufgebraucht werden oder sich selbst aufbrauchen und vergehen. Sich, so gesehen, selbst entsorgen. Und von selbst Platz für die nächsten machen.
Ich wünsche mir nur mehr Geschenke zu bekommen, die in diese Kategorie fallen. Nahrungsmittel die verzehrt werden. Körperpflegeprodukte die aufgebraucht werden. Blumen die eine Woche oder zwei halten. Geschenke mit Ablaufdatum. Ewige Erinnerungen an die, die mir zumeist Dinge schenken, habe ich bereits reichlich, vielen Dank. Vielleicht stammt aus solchen Überlegungen die Klischeetradition, Pralinen und Blumen zu schenken. Klingt so banal, macht aber in diesem Kontext Sinn. Schenk der Mama Handcreme. Der Frau Blumen. Der Freundin Schokolade. Müll sie nicht mit Messerschleifern, Dekokram und Bilderrähmchen zu.
Vielleicht sollte man sich auch sämtlicher Blumenvasen entledigen. Und direkt verwenden, was sich im Moment des Blumengeschenks an Glasflaschen oder Gurkengläsern gerade im heimischen Recyclingkorb befindet. Und ist der Strauß verwelkt, kommt das Glas gleich mit zum Entsorgen.
Macht Eure Geschenke wegwerfbar. Stellt sie bestenfalls auch selbst her. Finden sie Anklang, lassen sie sich gern wiederholen. Und die Erinnerung daran findet nicht im Wohnzimmerregal, sondern im Kopf statt.
Darum bekomme ich jedes Jahr zu Weihnachten eine Blechdose voll selbstgebackener Vanillekipferl von meiner Mutter.

Montag, 17. Oktober 2011

Ein japanisches Aufräum-Märchen

Es war einmal ein japanischer Mönch, der alleine in einem kleinen Tempel neben der von ihm gebauten Friedenspagode lebte.
Nun trug es sich zu, dass der Mönch schon ziemlich alt war, und seine Mutter zu Besuch zu sich holen wollte, so lange es ihr in ihrem hohen Alter noch möglich war. Doch der Mönch lebte alleinig von Spenden, und ein Flug von Japan nach Österreich überstieg natürlich seine Finanzen, denn Reichtümer besaß er keine.
Doch eines Tages verkündete er erfreut, dass seine Mutter auf Besuch kommen würde. Aber wie hatte er es geschafft die Reise zu bezahlen?
Ich ging durch den Tempel und begann zu putzen, erzählte der Mönch. Ich putzte ein wenig hier – und oh!, ich fand Geld!, sagte er. Dann putzte ich noch ein wenig da – und oh!, ich fand noch mehr Geld! Ich putzte überall im Tempel, bis ich so viel Geld gefunden hatte, dass ich meiner Mutter ein Flugticket zahlen konnte.






Das erinnert mich daran, dass ich vor langer Zeit die Angewohnheit hatte, ab und zu zwischen manche Seiten meines 12bändigen Lexikons Geldscheine zu legen; als Überraschungs-Rücklage. Mittlerweile presse ich darin gerne vierblättrige Kleeblätter die ich finde. Vielleicht sollte ich einmal alle Bände durchblättern, vielleicht finde ich ja noch einen alten Geldschein.