Dienstag, 28. Dezember 2010

Alles Gute zum Vatertag!

Na, das ist doch mal eine Weihnachts-Nachricht. (Sir) Elton John nebst Gespons wurde ein Söhnlein geboren. Von einer Leihmutter. Weil, den kranken Buben aus der Ukraine durfte er ja nicht adoptieren (wir erinnern uns). Nicht mal, damit sie "einen weniger" im ukrainischen Kinderheim hätten.
Sir Elton wär ja nicht geeignet als Elter. Zu alt, zu reich, zu was auch immer – höchstwahrscheinlich einfach zu glücklich in seiner Beziehung, die höchstwahrscheinlich zu gleichgeschlechtlich ist.
Oder der Bub einfach nicht niedlich genug. Nicht exotisch genug, nicht süß genug, falsches Land, falscher Kontinent. Grad so einer, der nicht in die bunte Benetton-Kids-Sammlung passt, wie sie doch zu haben ach so trendy ist. Macht sich so hübsch auf den Boulevard-Fotos. Bloß kein Waisenkind aus dem eigenen Land. Und bloß keins aus der sog. "2. Welt".
Wer erinnert sich noch an die Bilder aus den rumänischen Waisenhäusern, als die Ceaucescus darniedergebracht wurden? Und wer denkt, die Umstände wären dort jetzt besser? Und warum ist es nicht "hip", ein Kind aus solch einem Heim heraus- und heim zu holen?
Macht sich halt nicht so fein, wenn neben Knox, Pax, Zahara und was noch für anderen niedlichen Fix und Foxis ein bereits dem Babyalter entwachsenes, vielleicht auch noch krankes/gehandicapptes/suchtkrankes Kind aus "untrendy" Gegend daherspaziert kommt. Macht sich nicht so gut, ist vielleicht auch noch schwierig.
Und dann ist da einer, der würde sich gerade den "runt of the litter" aussuchen, weil eben der am Meisten Unterstützung bräuchte.
Aber leider, abgelehnt, dafür sind Sie uns zu schwul. Auch wenn uns das Kind wurscht sein könnt, aber Ihnen geben wir's nicht. Suchen Sie sich eine Leihmutter und machen Sie sich ein Eigenes.

Man kann nicht sagen, er hätt's nicht versucht.
Man kann nicht sagen, er hätte dann einfach abgewunken, statt zumindest finanziell zu unterstützen (weil das ist ja schließlich nie verboten).
Drum sag ich einfach nur, Happy Fathers' Day, Sir Elton.

Samstag, 18. Dezember 2010

Obacht, MitbürgerInnen!

Winter. Früh wird es dunkel. Geöffnet sind die Christkindlmärkte. Der gemeine (in sozialer sowohl biologischer Bedeutung) Einbrecher hat Gelegenheit für Überstunden.

Heute Abend haben wir überlegt, einen nahegelegenen Adventmarkt zwecks Punschtrank und Atmosphäreninhalation zu besuchen. (Ellabätsch, mitlesende/r EinbrecherIn – übrigens dazu: Einbrecher scheinen allgemeinhin männlich zu sein? Das scheint einen Einblick in Polizeistatistiken wert. Und sei es tatsächlich so, frage ich den Profiler, Warum ist dies so? – wir sitzen dennoch in unserer Wohnung, nix is mit ungestörtem Zutritt zu Familie B/Gs Räumlichkeiten). Traf mich aber mitten im Strickwerk der Gedanke an Die Einbrecher; das Gefühl (mit extra viel groß geschrieben). Dieses Gefühl, das mich schon in/seit den Teenagerjahren des Öfteren beschlichen hat, in Vorahnung von Situationen denen man besser aus dem Weg gehen sollte. – Ich meine jetzt keine offensichtlichen Situationen. Die sich schon vorher abzeichnen. Die in ihrer Art generell und erfahrungsmäß problematisch werden könnten. Von denen spreche ich gar nicht. Sondern von denen, die vollkommen unabsehbar sind, und ich im Vorfeld zu Freunden meinte, Ich geh da nicht rein, oder Da mach ich nicht mit, mit der Erklärung, ich hätte ein plötzliches und faktisch gesehen grundloses Gefühl, dass da etwas nicht passe. Und wie oft hat es sich bestätigt; ich gehe jetzt nicht näher darauf ein.

Wie dem auch sei: Das Gefühl dann hauptsächlich daran schuld, dass wir hier angeregt bei Glühwein und Maroni (im Wohnzimmer) Zwiesprache halten über z. B. Promis und Monarchen der Neuzeit und die Hintergründe der Darstellung in der Presse; über die Hintergründe dessen, warum ich mich nicht an Wasser- und Elektroinstallationen mache sondern Profis ans Werk rufe und einiges mehr.

Ein Blick auf das Deutschraum-Fernsehprogramm ließ mich dann anmerken, heute sei ein besonders geeigneter Abend für Wohnungseinbrüche, denn die Televisionsanstalten verbreiten mehr oder weniger größtenteils Sinnbefreites und/oder Uninteressantes.
– Ob der gemeine (ist gleich: durchschnittliche, typische; oder: bösartige, hinterlistige) Einbrecher vielleicht auch auf das Fernsehprogramm der Woche schaut und sich danach seine Schicht einteilt?
Oh, dunkler Samstag Abend, nur Müll im TV, Adventmärkte offen, neue Filme in den Kinos – das heißt sturmfreie Buden und Überstunden?

Vielleicht liege ich da gar nicht mal so falsch. Einbrecher, die nicht nur nach den typischen landesüblichen Urlaubswochen planen, sondern auch gezielt nach dem jeweiligen Fernsehprogramm.
Und wäre es da nicht fast Pflicht der Sendeanstalten, besonders in der dunklen Jahreszeit ein Programm zu liefern, das zumindest einen Haushalt pro Stockwerk in den eigenen vier Wänden hält des Abends?

– Nein, weder hab ich meinen Job verfehlt noch hab ich ein Criminal Mind. Ich hab mich bloß in der Vergangenheit von meinem Bauchgefühl überzeugen lassen (müssen) und hab sonst auch generell einen seltsamen "Draht" (dazu ein andermal vielleicht ausführlicher).

Also Obacht, Leute, aufgepasst: Wenn das Angebot auf X Satellit- und Kabel-TV-Sendern abends Mist ist – macht ein Update bildlicher Festhaltung Eurer Besitztümer (und bunkert dieses online irgendwo) und checkt, ob Ihr die Haushaltsversicherung auch tüchtig eingezahlt habt.
Denn was Euch aus den Häusern raustreibt, treibt Euch möglicherweise den Bösen Wolf herein...

Freitag, 3. Dezember 2010

Wer das liest ist ein Sympathisant

Ja, die Welt hat ein neues Feindbild. Und, so meine Meinung, kein berechtigtes. Und ja, die Rede ist von Herrn Assange.

Die Hintergrundgeschichte ist hinlänglich bekannt, nur spitzt sich zur Zeit der panische Irrsinn zu. (So hätte ich Schweden übrigens nicht eingeschätzt.)

WikiLeaks veröffentlicht, erfindet oder lügt aber nicht. Zitiert und gibt wider, was Andere gesagt oder geschrieben haben. Bekanntlich sollte man nicht sagen oder gar aufschreiben was man geheimhalten möchte; wovon Andere nicht erfahren sollen. So genannte Diplomaten sollten wissen, was man schon in der Schule lernt: Schreibt man "Der Michi stinkt" auf einen weitergereichten Zettel, muss man damit rechnen dass diese Notiz in die "falschen" Hände gerät oder der Inhalt weitergeplaudert wird. Und mit dessen Konsequenzen.

Das Weltvolk ist zu dumm um informiert zu werden. Es braucht nicht zu wissen, was hinter den Vorhängen vor sich geht. Würde es ohnehin nicht verstehen. Geht es gar nichts an.

In den letzten Tagen musste ich oft an Salman Rushdie denken.
Die Parallelen sind für mich offensichtlich, seitdem der Ruf nach der Todesstrafe laut wurde.
Auf der einen Seite in Abwesenheit zum Tode verurteilt, auf der anderen für den Nobelpreis nominiert.

Warum sollte man nicht öffentlich wiederholen (können/dürfen) was Andere geäußert haben. Weil diese Informationen "gestohlen" sind, weil sie Anderen "gehören"? Wenn sich die Informationen auf ganze Länder beziehen, und dieser Länder Bevölkerung?

Ach, es sind unbequeme Informationen. Es könnte jemand sauer auf einen werden, wenn die herausfinden was man sich eigentlich denkt und vor hat. Ach so. Der Michi ist dann vielleicht nicht mehr bereit einem von seiner Jause abzugeben und einem den Gameboy zu borgen. Ach so.
Aber wenn auf dem Zettel jetzt gestanden ist, "Die Frau Lehrer ist blöd". Da haben wir dann vielleicht wirklich ein Problem. Da können wir uns bei der dann auch nicht über den Michi beschweren, der einen auf dem Schulhof mit Schnee einreibt.

WikiLeaks ist keine Petze. Aber man möchte schon gern wissen was tatsächlich so vorgeht. Meiner Meinung nach hat die Welt auch das Recht dazu. Und, genau genommen, vielleicht sogar die Pflicht.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Tut's nicht so überrascht.

Alle Jahre wieder.
Alle Jahre wieder tun die Leute so überrascht, wenn nach Ankündigung des Wetterdienstes Schnee fällt. Im Winter.
Man wird die Nachbarländer beobachtend vorgewarnt, man bekommt es von der Wettervorhersage serviert - und dann segelt EINE dreckige Schneeflocke langsam vom Himmel und der durchschnittliche Autofahrer verfällt in Schockstarre und vergisst augenblicklich wie das Autofahren funktioniert. Oh mein Gott Schnee.
Und Oh mein Gott Schnee, bis zu zehn (!) Zentimeter. Und der durchschnittliche Brite lässt den Ausnahmezustand verkünden und mailt parallel dazu ein handygeknipstes Foto an CNN. Schnee! Bis zu zehn (!) Zentimeter! - Tatsächlich, die Fahrbahn sieht ein wenig angeweißt aus.

Schneit es NICHT im Winter, heißt es, das sei unnatürlich. Oh ja, jetzt geht's mit dem Wetter schief, das Ende ist nahe, die Globale Erderwärmung.
SCHNEIT es im Winter, wird rund um die Uhr international darüber berichtet. Bis zu zehn (!) Zentimeter Schnee in Mitteleuropa! Dabei haben wir doch erst morgen den ersten Dezember!
Schnee im Winter! Oh mein Gott! Stop press, latest news! Titelseite! Schnee!

Das kommt dann ja auch so unerwartet wie Weihnachten am 24. Dezember.
In der Werbebranche schießt es ihnen plötzlich Anfang Dezember ein, Wir sollten eine Weihnachtskampagne machen! Jetzt da wir wissen dass Weihnachten am 24. 12. stattfindet! Und das sind ja doch nur mehr... 17 Tage, davon Kreations- und Produktionszeit abzüglich, also jetzt müssen wir Druck machen, aber pronto!
Oder Muttertag! Das Selbe! Wo man theoretisch schon dreiundzwölfzig Jahre davor alles vorbereitet haben könnte, WEIL MUTTERTAG JEDES JAHR AM SELBEN SONNTAG IM MAI IST; WIE WEIHNACHTEN; IMMER AM 24. DEZEMBER; IMMER. (Bei Ostern lässt man sich's ja noch einreden, wenn die Kirche es spannend hält und mittels beweglicher Feiertage ein wenig Unterhaltung und Ratespaß ins Kalendarium bringt.)

Warum schießt das auch so vielen Privatpersonen erst ein paar Tage davor ein. Wie, Weihnachten?? Übermorgen?? Dann muss ich ja dringend auf die Einkaufsstraße. Jetzt. So wie all die anderen dreihundertachtunddreißigtausend Vergesser auch. Last minute. Dabei haben sich alle diese dreihundertachtunddreißigtausendpluseins Einkäufer garantiert im September beschwert, als sie der ersten Schokonikoläuse ansichtig wurden, in den Supermärkten. Weihnachten? Jetzt schon? Jetzt fühl ich mich doch noch gar nicht weihnachtlich. Dann am 24. dann halt. Und dann fällt mir auch ein dass ich vielleicht Geschenke einkaufen müsste.
Und DANN fällt auch der Schnee. Weiße Weihnachten muss sein. Aber nicht vorher. Darauf sind wir nicht eingestellt. Das haben wir irgendwie noch nicht erwartet. Schnee. Im Dezember. Irgendwie passt da was nicht. Daran muss die Globale Erderwärmung schuld sein. Oder diese Dysfunktion die auf Englisch so schön pathologisch Procrastination genannt wird. Das wird's wohl sein. Wir sind so gut im Verdrängen. Und im Aufschieben. Da schockiert uns so ein Schneeflockerl im Dezember schon zutiefst. Und wenn dann erst der 23. ist... dann brechen wir mal schnell in Panik aus. Da hilft's auch nix wenn ich schon im Sommer gern mal ein Weihnachtsliedchen pfeife.
Jetzt nicht. Jetzt noch nicht. Bitte erst dann wenn's schon pressiert.