Montag, 30. Dezember 2013

Angenervtsein ist nützlich!

Richtig gelesen: angenervt zu sein ist nützlich. Äußerst produktiv!
Und wann ist man schnell mal grund-genervt? Wenn man nach Weihnachten frei hat und das Wetter düster ist. Man selbst vielleicht auch noch witterungsbedingt angeschlagen. Dieses Angenervtsein lässt sich im Handumdrehn in Produktivität und damit in Satisfaktion umkehren.

Man verbringt mehr Zeit in den eigenen vier Wänden, und so kommen sie ans Tageslicht, die ständig latent und unterschwellig nervenden Dinge. Der quietschende, schnarrende Bürosessel des Mannes. Der Garderobeständer, der einem vermehrt im Weg ist. Man stößt eben häufiger an Dinge, denen man sonst nicht so oft begegnet.
Direkt nach dem Motto, Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt, ist auch reichlich Zeit, jetzt den nervenden Dingen den Garaus zu machen.

Du quietschst? Du wirst geölt. Mit dem Nähmaschinenölfläschchen in der Hand gehe man von Raum zu Raum und testbewege alle (alle!) Lädchen und Scharnierchen, ob sie Geräusche von sich geben. Was nicht still ist, wird still gemacht. Ruhe und Frieden im Haus!

Man ist auf der Suche nach etwas Essbarem? Hat vor den Feiertagen doch nicht genug eingekauft? Es findet sich nichts Adäquates? Variante a: Experimentieren mit dem was da ist, und damit aufbrauchen was sonst noch länger herumsteht. Jetzt hat man ja die Zeit! Und wenn man wirklich absolut keinen Appetit darauf hat, Variante b: wegschmeißen. Vieles wird sich finden, was die Produzenten via timeline ohnehin schon für den Mistkübel abgeschrieben haben.

Der Nachwuchs ist im Bett, man darf so lange aufbleiben wie man will, aber das Fernsehprogramm gibt keine Kurzweil her? Musik aufdrehen (über's Fernsehen werbe- und kommentarfreie Pseudosender, nach Genre sortiert, machen sich besonders fein) und Laden, Ordner, Schachteln, Aufbewahrungskörbe herbeiholen. Und ein paar Mistsackerl. Was damit geschehen soll ist klar. Der Pluspunkt der angenervten Laune: Man trennt sich schneller und leichter von Dingen. Das Jahr ist fast um – aus welchem Jahr ist dieser Beleg? Ich bitte dich...
Aus meinen Augen! Statt diesen Gefühlszustand der Familie entgegenzuschmettern, lässt man ihn besser an unverwendeten Dingen aus.

Lässt man sich allerdings dazu hinreißen, in den Einkaufsstraßen nach Kleidung im Ausverkauf zu schauen, nützt das (besonders auch von solchen, oft frustrierenden, Shoppingtouren multiplizierte) Genervtsein dem eigenen Kleiderschrank (der, so ist es doch, immer eine Entschlackungskur vertragen kann).
Schritt 1: Fetzengeschäfte frequentieren. Nicht unbedingt etwas kaufen. Genervtseinsgefühl bis zu Hause konservieren!
Schritt 2: Zu Hause den eigenen Kleiderschrank mit demselben Blick betrachten. So sieht man viel schneller, was abgetragen ist und einem eigentlich gar nicht (mehr) so gefällt. Hätte ich das grad vorher gekauft? Was springt mir ins Auge, möchte ich anprobieren? Und was nicht? Sind nur mehr passende, schöne Lieblingsstücke übrig? Und wie's hier aussieht! Im Geschäft hätte man pikiert den Kopf geschüttelt. Im Eigenheim ordnet man schnell den Kleiderschrank.

Man kann die Pölster auf dem Sofa schon nicht mehr sehn? Her mit einem neuen oder anderen Bezug. Oder gleich anderen Pölstern. Oder Sofa?

Wie nützlich es ist, wenn man intensiver von Gegenständen genervt wird. Man erkennt sie gleich – und hat auch mehr Ambitionen, sich von ihnen zu trennen bzw. die Situation zu verbessern. Für ToDo-Listen werden erst gar nicht Zeit und Nerven verschwendet.
Nach Vollendung (die meist schneller als gedacht erreicht ist) ist auch Schluss mit dem Angenervtsein. Man ist zufriedener mit den Dingen, und mit sich selbst auch. Man muss nur schauen, dass man seinen stillen Grant channelt. Dann wird alles wieder schöner und besser.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Es kommt wieder eine Generation ohne Großväter.

Nachdem heuer das erste Weihnachtsfest seit Jahrzehnten vorübergegangen ist, an dem ich keinerlei als Weihnachtskarten getarnte boshafte Psychoterrorpost mehr erhalten haben konnte, konnte ich trotzdem nicht umhin, mein mentales Schmerzgedächtnis zu registrieren, das ein wenig wie ein optisches Nachbild auf der Netzhaut wirkt. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis es verblasst und ich hunderprozentig freie Sicht ohne Schatten und Echos wiedererhalten habe.

Und angesichts der nebenbei erzählten Histörchen aus dem Alltagsleben mir bekannter Damen wurde mir bewusst, was mir alles entgangen ist, was mir alles gefehlt hat, was mir alles genommen wurde – weil mein Vater kein Vater im klassischen Sinn gewesen war, erst recht nicht im positiven.

Erwachsene junge (und auch nicht mehr gar so blutjunge) Damen, selbst mit einem gleichaltrigen Mann an ihrer Seite, haben, wenn es an etwas Heimwerkendes geht, den Papa an der Seite. Der mit starken, angewitterten Händen die mühseligsten Möbel konstruiert, an der Wohnung bzw. am Haus herumschraubt, mit den professionellsten Werkzeugen aufkreuzt, dem Juniormann Lektionen der perfekten Grillkunst gibt. Der seine Kontakte und Empfehlungen hat, seine männliche Lebenserfahrung und -weisheit einbringt, dem Juniormann schulterklopfend den Rücken stärkt, wenn die Frauenquote überhand nimmt. Oder den Juniormann schon mal ein wenig ins Abseits dirigiert und unterhält, damit die Damenrunde ohne schlechten Gewissens einfach nur Damengezwitscher ablassen kann.
Ein Papa, unter dessen Schutzschirm man sich stellen kann, der immer was Nützliches aus dem Ärmel zaubert. Der als höhere Instanz auf den Tisch haut, wenn man sich selbst nicht sicher ist.

Jetzt stelle man sich das Gegenteil davon vor. Zumindest die ständige Absenz.

Kein Wunder, dass also sowohl meine Mutter als auch ich keine Scheu vorm Handwerken haben. Die Rolle des Manns im Hause übernehmen. Was den Juniormann manchmal etwas in seiner Männerrolle frustriert. Und die Frau in ihrem abstrakten Allesmussichselbsertunsonsttutskeiner ständig am Wasserstrudel entlangrudert. Dass man sich nicht erlaubt, mal machen zu lassen, mal nicht immer die Stärkste sein zu müssen. Sich nicht selbst schützen und verteidigen zu müssen. Weil man weiß dass es sonst keiner tut.
Das hatte ich nicht, das wurde mir verwehrt, die Rolle musste ich mir selbst überziehen. Und bin diese Rolle so gewohnt, dass es mir fast unangenehm ist, sie ab und zu abzulegen. Was man denn nicht alles an sein Umfeld weitergibt, auch wenn es sie überhaupt nicht betroffen hat, und sie davon gar nicht betroffen sein dürfen sollen.

Und so fehlt natürlich auch der klassische Großvater. Der mittlerweile gütig-geduldig gewordene Opa. Der freche Scherze macht, gegen die Frauenriege der Familie steht. Bei dem Strenge und Donnerwetter nur mehr walten, um die jüngste Generation zu verteidigen. Der zu einem steht, wenn der Rest der Familie meckert.
Ich vermisse meinen Opa immer noch. Sehr. Von mir aus hätte ich ihn noch öfter, noch länger haben wollen. Hätte er erreichbarer von mir gewohnt, er hätte mir vor langer Zeit wahrscheinlich helfen können.

Und so ein Großvater fehlt jetzt natürlich, siehe oben, der neuen Generation komplett. Ist nicht einmal ansatzweise verfügbar. So ist es aber wahrscheinlich in vielen Familien, wird es vielen Generationen so gehen. Mit Patchworkfamilien hat sich alles geändert. Mit Vätern, die sich plötzlich den Kindern entziehen und sich keinen Deut um ihren Nachwuchs scheren, gibt es später auch keine Opas, die sich für ihre Kindeskinder interessieren. Die Rolle der alleinübernehmenden Mutter hat sich schon jetzt auf die der alleinübernehmenden Großmutter ausgeweitet. Die jetzigen Väter, ohne permanente und konstante Schwiegerväter, bekommen auch nicht im Bedarfsfall den Kopf geradegerichtet, so von Mann zu Mann. Unsere Söhne werden hauptsächlich von Frauen erzogen, bekommen Väter oft nur mehr verstörend vorgelebt.
Aber welcher Mann will sich das schon umbinden – Leih-Opa zu sein.
Wir brauchen mehr Männer. "Echte" Männer. Keine Burschen. Bitte mich nicht als anti-feministisch oder konservativ misszuverstehen. Ich bin bloß der Ansicht, dass Frauen nicht alles auf einmal (tun) können. Wir können auch nicht alle auf einmal sein. Es ist nicht dasselbe. Nur Mütter können Mütter sein, und nur Väter Väter. Wenn andere Konstellationen funktionieren, wunderbar. Auch bei gleichgeschlechtlichen Eltern sind die "Rollen" aufgeteilt. Doch einer kann nicht alle.

Ich habe kein Lösungskonzept für diese Entwicklung. Ich kann auch meinen Sohn nicht hunderprozentig dazu erziehen, später einmal ein Guter Vater zu sein. Ich muss mich aber dabei zurückhalten, alle Rollen selber spielen zu wollen/müssen, denn das zieht Kreise. Und nimmt mich aus meinem Mittelpunkt. Dann stehe ich neben mir, und kann kein Fixpunkt mehr sein, weder für mich selbst noch für Andere. Und darauf fußen Schwierigkeiten, mit denen nicht so wenige Menschen und Familienstöcke zu kämpfen haben.
Ihr könnt nur ihr selbst sein. Ihr könnt keine weitere, andere Rolle ersetzen, weil ihr selbst unersetzbar seid.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Alliiertes Trenddekoelement

(Mutet ziemlich weihnachtlich an, mein optisch finnischer Eintragstitel!)
Schon sind wir beim Thema: Länder. Und deren Fahnen und Banner.

Immer wieder kommt in Wellen der Trend, ob indie oder kommerziell, sich und seine Wohnumgebung mit Fahnen anderer Länder zu dekorieren. Besonders auffällig: Die Fahnen der englischsprachigen Besatzungsländer nach dem 2. Weltkrieg. Ich muss hier keine Beispielslinks oder -bilder einfügen; es begegnet einem an allen Ecken und Enden, wie man den Union Jack auf seinem Couchtisch platziert, auf seinen Star Spangled Badezimmerteppich tritt, seine Handtasche/seine Geldbörse/sein Pyjama/sein Schnäuztüchl etc.pp. den Alliierten übergibt.

Interessant zu sehen, welche Fahnen als trendy gelten, und welche Schubladen sich da auftun. Die Deutschland-Fahne als Fleecedeckenüberwurf? Nicht trendy, außer man ist nördlicherer Fußballfan.
Die Österreichfahne als Bettwäsche? Hat etwas leicht Reaktionäres. Jamaika- oder Südstaatenfahne haben ihre ganz eigenen Aussagen, und die UdSSR kommen wieder aus einem anderen Eck. Südamerikanische Banner signalisieren wiederum ein ihnen zugesprochenes Lebensgefühl.

Wie wär's also mit Handtüchern mit der z. B. Vatikanfahne? Oder einem Taschenkalender mit der schottischen Fahne? Scheinbar sind rot-weiß-blau die In-Farben, wenn es um Fahnen geht. Warum also nicht Belgien oder die Niederlande? Wie wär's denn gar mit Thailand oder Samoa?
Und wenn die Schweizerfahne so apart ist – warum dann nicht gleich Georgien?

"Soll" man Landesfahnen überhaupt als Deko-Element nutzen? Oder nur "hissen", wenn man historisch und/oder ideologisch mit dem Staat zu tun hat?
Um den Gedanken weiterzuspinnen, erinnere ich mich mit leichtem Grausen an den 80er-Trend, sich und seine Umgebung mit Firmenlogos zu schmücken – insbesondere dem eines amerikanischen Getränkeherstellers.

Ich sage, wenn schon, dann lieber besonders individuell und kreativ. Papua-Neuguinea wär doch eine voll trendige Bettwäsche. Swasiland der perfekte Bodenteppich. Guyana das voll coole Shirt. Botswana oder Estland als Vorlage, seine Wände zu streichen?

Fahnendesigns sind unbestritten eine Inspirationsquelle (diese Idee hatten auch die Macher von "Project Runway", auch wenn die Umsetzung meines Erachtens etwas unbegeisternd war.). Ihren Hintergrund, ihre Bedeutung aber so unter den Tisch fallen zu lassen, dass man sie eins zu eins einfach auf Untersetzer druckt, finde ich den Staatsangehörigen und der Geschichte des Landes gegenüber allerdings etwas gedanken- und respektlos.


Sonntag, 3. November 2013

Warum nicht gleich so?

Viele Dinge erledigt man manchmal mit einer Verzögerung, die, nach Beendigung des Vorhabens, und nach Abhaken der innerlichen ToDoListe, aufgrund der doch sehr einfachen und raschen Durchführung, zur Unverständlichkeit wird.
Änderungen, die seit einiger Zeit kratzend bewusst, oder noch übler, irgendwie flaumig unbewusst, im Geist umherwabern. Einem ständig das Gefühl geben, dass irgend etwas nicht komplett, nicht richtig, noch zu tun ist. Hier erklärt sich auch die Verschlimmerung des Gefühls, wenn einem nicht so recht bewusst ist, was einen eigentlich peripher so stört.

Besonders gerne treten solche nervschabenden Kleinigkeiten in der eigenen Wohnung auf. Es ist alles eingerichtet, es ist alles mehr oder weniger vorhanden und verstaut, es gibt nichts Dringendes und Wichtiges mehr zu besorgen oder zu erledigen, wie es zum Beispiel zum Zeitpunkt des Einzugs gewesen ist. Als man noch Einkaufs- und Erledigungslisten hatte, als ein Manko noch offensichtlich und ehrlich im Raum stand.

Manchmal dauert es auch ein bisschen, bis sich der Geistesblitz, die Muse, die Intuition daherbequemt. Dann aber plötzlich. Dann ist der (richtige) Moment da. Unangenehm ist es ja meist auch darum, weil man weiß DASS etwas nicht ganz passt, aber man noch nicht den Clou hat, was es  passend machen würde.
Dankenswerterweise kommen solche Clous dann gern in Serie. Oder zieht ein Clou den nächsten an? Oder gibt es gar synaptische Verbindungen, die sich dann, und ausgerechnet genau dann, öffnen oder anlegen, einem Wurmloch gleich?

So eine inspirative Neuralnetzbildung geschah mir diesen Monat. Vielleicht lag es auch irgendwie daran, dass ich dem adorablen Herrn Kanter per seines Wohnungs- und Hausaufbesserungstagebuches gefolgt bin wie eine Ameise der Zuckerspur? Gut möglich. Für eigene Ideen und Motivationen braucht es oft eine vorhergehende Phase des massiven Inputs.

Da mir der Mangel an Illustrationen in diesem Bereich hier schon selbst unangenehm aufgefallen ist, habe ich mal salopp einige Änderungsergebnisse abgelichtet. Kein Vorher/Nachher allerdings. So weit möchte ich dann nun doch nicht gehen. Und wenn man sich das große Vorher nicht vorstellen kann, ist es mit der Imagination, was man in den eigenen (sprichwörtlichen, hoffentlich nicht buchstäblichen) vier Wänden verändern könnte, bedauernswerterweise ohnehin nicht so weit her als dass die Inspiration nutzbringend genug gedeihen könnte. Und dazu schaue man doch bitte gerne intensiv durchs weltweit vernetzte Guckloch des Manhattanschen Nests (ich kann diesen Link einfach nicht oft genug hier hineinschrauben).

Zuerst einmal begann es mit einem kindlichen Hauben- und Kappenhaufen, der seit der Zeit des Einzugs in diese Wohnung (merke: ca. 6 Jahre zurück) keinen wirklichen eigenen, "ordentlichen" Platz hatte. Das kleine Hakenleistchen, das die Vorwohnungsvorzimmerwand einnahm, war "für hier" erstens zu lang (breit?), zweitens war die damals nette Selbstbemalung nicht mehr altersgerecht, und drittens zu bunt. So verbrachte es die Jahre zwar im Vorzimmer, allerdings im Eck und damit physisch und psychisch im Weg.
Das gegenwärtige Vorzimmer ist der einzige winzigkleine Wermutstropfen der derzeitigen Wohnung: Es ist sehr schmal, es ist sehr kurz, es ist kein Platz. Die Hauben und Kappen lagen gestapelt auf des Kindes Stiefeln. Fürchterlich.
Und dann die Eingebung. So simpel. So einfach. So Warum nicht gleich so.
Hakenleiste und Wand vermessen, Hakenleiste absägen, schleifen und streichen, Hakenleiste montieren, sich freuen und auf die Stirn klatschen.
Und wie schwer war das jetzt?
Diese simple Aktion wurde dicht gefolgt von dem plötzlichen Entschluss, die Schlafzimmervorhänge einen Gutteil kürzer zu machen. Was seit Jahren staubend auf dem Boden schliff und die Heizungswärme gut einschloss, nervte bei jedem Staubsaugvorgang immens. Doch wer raffte sich bislang nie dazu auf, sie "einfach mal" hochzunähen? Ja, genau. Warum nicht gleich.
Hätten wir schon lange so haben können?
Wonach ich allerdings schon länger erfolglos (zugegebenerweise nur im Netz) gespäht hatte, war eine Lösungsmöglichkeit, die Stapelsituation meiner Stoffbrocken im begehbaren Schrank zu verbessern. Eine gefühlte Ewigkeit musste ein mit der offenen Seite nach vorn schauender, riesiger Karton dazu herhalten, Berge an Textilien zu fassen. Und einen Bruchteil einer Ewigkeit, also mathematisch gesehen immer noch unglaublich lange, schob ich den Schnupperbesuch einer geplant karitativen Einrichtung, praktisch gesprochen eines großen Second Hand Möbellagers, vor mir her. Doch diese Woche rappelte ich mich auf. Kurzentschlossen. Und es war ein gar nicht so großes Abenteuer. Es war fröhlich und entspannt. Und erfolgreich. Zwar fand ich nicht genau das Traummöbelstück meiner innenarchitektonischen Phantasien, doch meine jüngst aufgeflammte Inspiration ließ mich nicht im Stich und bescherte mir die Denkflexibilität, aus einer Alternative das zu kombinieren, was zumindest eine Verbesserung herbeiführen würde.
Dass die Inhaltsgestaltung noch weit von ihrem Perfektionszustand entfernt ist, darf im Moment außer Acht gelassen werden. Diese Lösung ist vergleichsweise ein großer stilistischer Aufstieg.
Befriedetere Seele um nur wenig Bares.
Und weil ich gerade so in Regal-Laune war, machte ich mich auch sogleich an einen weiteren Minimalaugendorn: Den großen schwedischen Onkel im Wohnzimmer. Wie in älteren Bildern (bzw.: "siehe unten") zu bemerken, wurden ihm ob der papiernen Last schon ein wenig die Bandscheiben und Arme müde. Die Schwerkraft tat unvermeidlich das Ihre und zog die Bücher, dass sich die Balken bogen.
Aber glücklicherweise ist der Onkel ein gleichförmiger, und es ist ihm pippilangstrumpfweise herzlich egal, ob der Kopf unten und der Fuß oben zu stehen kommen. Brandheißer Tipp also: Alle paar Jahre einfach mal den Onkel auf den Kopf stellen! Ach wenn man das mit einem selbst auch so einfach halten könnte, man hätte wahrscheinlich keine solchen Kreuzprobleme mehr.

Aber warum manifestieren sich solche Eingebungen nicht schon eher? Wieso kommt man auf so einfache Verfahren nicht direkt beim Erblicken der Problemzone? Prokrastinatives Aufschieben geplanter Vorgehen sind in diesem Sinn etwas völlig Anderes. Kein "Ich sollte mal" oder "Das gehört schon lange" – einfach das Fehlen des augenöffnenden Moments, WIE man denn nun am Besten.
Und dann geht alles sehr schnell. Und dann sind es gerade die schlichtesten, unkompliziertesten Änderungen, die alles gleich viel besser wirken lassen. Wahrscheinlich liegt es aber an der kopfinternen Reihung von Erdenkungswichtigkeiten, die solche großen Kinkerlitzchen wie in Druckauftragswartelisten immer wieder hinten anreihen. Vielleicht klickt man einfach ab und zu einmal "Auftrag abbrechen", und zack, da tanzt sie, die Dame Muse. Und kichert einem charmant ins Gesicht, wie offensichtlich die Chose doch eigentlich ist. Und: Warum denn nicht gleich so!

Sonntag, 13. Oktober 2013

Was sieht der Polizist,

wenn er die Wohnung betritt?

Neulich versuchte ich einmal wieder, die Wohnung mit den Augen eines Fremden, der unangekündigt spontan eingelassen wird, zu sehen.
Im Nachhinein. Es war ja spontan und unangekündigt.
Jemand, der mich und meine Wohnung nicht kennt. Keine Ahnung hat was für ein Leben ich führe und was ihn erwartet.

Da steht eine Schultasche an seinem Platz an der Seite. Da hängt die Wäsche zum Trocknen frisch aufgehängt. Da sind Bücher, viele Bücher. Durchschnittliche Ausstattung an Elektrogeräten. Drei Sessel beim Esstisch. Die Küche, das Vorzimmer, bewohnt aber durchschnittlich ordentlich. Saisonale Dekoration. Ein kleiner gepflegter Garten, das Gras neulich geschnitten. Ein bisschen Krimskrams hie und da, vielleicht ein bisschen Staub an den typischen Stellen. Alles an seinem Platz. Ob ihm die Tube Fugenreiniger aufgefallen ist?

Es ist ein Haushalt von drei Personen, davon ein jüngeres Schulkind (Schultasche, Schuhgrößen auf einer der drei Schuhabstellregale, Deko). Nichtraucherwohnung (Aschenbecher im Garten), arbeitend (sauber und ordentlich, das Putzen hauptsächlich auf die Wochenenden beschränkt). Gebildet (Bücherregale!), klassische Werte, aber eigenwilliger Stil. Und all das was fehlt, was man in anderen Haushalten zu sehen bekommt. Keine Flaschen, keine Müllhaufen, kein was-sonst-noch-alles-möglich-ist, worauf ein Polizist achtet. "Normale" Zivilbürger ohne Bekanntheit im Exekutivsystem.
















Und, ehrlich gesagt, und genau hingesehen, ist es hier gar nicht "so schlimm" wie ich manchmal denke. Viele, viele Dinge auf meiner To-Do-Liste. Hier etwas auszubessern, da etwas auszumisten, dort einmal wieder gründlich durchzuwischen. Es gibt vielleicht geleckt sauberere Haushalte ohne Zeugs da und dort. Aber eigentlich ist hier alles in Ordnung und gut. Beim Anblick meines Gartens aus fremden Augen dachte ich spontan, Und wann hat sie das alles geschafft?

Gibt es eigentlich auch offizielle "Wohnungsprofiler"? Wahrscheinlich ist "Zeig mir wie du wohnst und ich sage dir wer du bist" ein eigenes Seminar in der Ausbildung des Forensikers. Meine eigene Wohnung kann schwer verbergen, wer und wie ich bin, Dazu braucht man gar nicht erst in mein Bade- oder Schlafzimmer schauen zu müssen (obwohl es da wahrscheinlich in vielen Haushalten noch weit aufschlussreicher zugeht). Anhand meines Kleiderschranks, von welcher Statur ich bin. Lose Haare in der Bürste die mein Aussehen weiter definieren. Medikamente. Kühlschrankinhalt. Ganz abgesehen von Papieren und Dokumenten, würde ein Blick auf Meine Sachen (und deren Zustand) genug Aufschluss über meine Person geben.
Aber bin ich meine Gegenstände? Was, wäre meine Wohnung leer? Oder hätte ich gar keine? Wie viel von Mir "verlöre" ich, wenn ich, z. B. nach einem Brand o. Ä., keine Besitztümer mehr hätte?

Viele Dinge sind allerdings schwer auf den ersten oder zweiten Blick auszumachen, existieren hauptsächlich in meinem Kopf.
Wie so manche Dinge, die die Volksschullehrerin macht, ohne dass wir davon wissen.
Lehrer "tun zu wenig"? Sollen "mehr tun"?
Erst kürzlich offenbarte uns die Klassenlehrerin so nebenbei, sie würde "so nebenbei" angehende LehrerInnen ausbilden. Als Praxislehrerin sozusagen. Und im Sommer werte sie Ergebnisse für die PISA-Studie aus. So nebenbei. Extra-Arbeit so nebenbei.
Es steckt meist viel mehr dahinter, was "so nebenbei" erledigt und organisiert wird. Aber es soll doch immer mehr sein.
Wenn man genau hinsieht, merkt man, dass es genug ist. Dass es genug ist, und dass es gut ist.
Man kann mich gerne spontan und unangemeldet besuchen. Es ist alles gut.


Freitag, 4. Oktober 2013

Vorschrift hat Vorrang?

Seit einiger Zeit fahren die Wiener Linien eine Kampagne, um Rücksicht und Verhalten in den Öffentlichen Verkehrsmitteln zu schulen bzw. die "Hausordnung" besser durchzusetzen.

Als Öffi-Benutzerin erlebt man so manches. Vieles. Und denkt sich seinen Teil dazu. Und kommt auf seine eigenen, ungeschriebenen Regeln und Gesetze.

Als da einige meiner wären:

Wer drückt, darf als Erster aus-/einsteigen.
Wer den bakterienumwobenen Türöffner-Knopf betätigt, hat meinen Regeln nach das Vorrecht, zuerst ein- oder auszusteigen. Wie unelegant wäre es doch, jemand anderen drücken zu lassen und sich dann an jener Person vorbeizudrängeln und sich zuerst durch die Tür zu schieben.

Sitzt die Tasche gut?
Wenn jemand schon der Ansicht ist, dass die Handtasche/das Einkaufssackerl unbedingt einen Sitzplatz benötigt, ganz gleich wie vollgestopft der Waggon ist, bin ich der Meinung, dass die Tasche dann auch einen Fahrschein braucht. Oder? Im Flugzeug beansprucht jedes Ticket ja auch maximal einen Sitz.

Geh, beweg dich...Wer schon meint sich wichtig und dringend vordrängen zu müssen, soll dann bitte auch weitermachen. Durch die Tür und dann erlahmt stehen bleiben, Motto nach mir die menschliche Sintflut, ist nicht. Wer die Entschleunigung in der Fortbewegung lebt, möge bitte wenigstens ein bisschen ausweichen und für die flotteren Mitmenschen ein wenig Platz machen (was übrigens auch für Gehsteige gilt). Die Türen zu blockieren wenn man in der nächsten Zeit nicht vor hat auszusteigen, und so niemand leicht aussteigen kann wenn man in die Station eingefahren ist, zeugt auch nicht von hoher sozialer Phantasie.

Zieh die Flossen ein!
Schön, wenn man ein Plätzchen ergattert hat. Aber warum kann das Gegenüber nicht die ausgestreckten Beine incl. Füße einziehen? So nahe müssen wir einander nun doch nicht kommen. Das Selbe gilt für Sitznachbarn: Wenn du nicht willst dass ich mich auf deinen Jackenflügel setze, dann falte ihn gefälligst auf deinen eigenen Schenkel. Auch deine Ellbogen machen sich nicht so gut in meinem Blickwinkel oder Rippenbogen.

Danke für die Taschenwatsche!
Großhandtaschen- und Rucksackträger vergessen oft, dass sie leicht LKW-artig seitlich nach hinten ausscheren. Wenn man selbst nicht unbedingt mit einem Gardemaß gesegnet ist, landet so ein Tragegut-Bodycheck oft gefährlich nah an der Visage!

Schüttel dein Haupthaar für mich!
Super, wenn wer hinter dir sitzt und, Helge Schneiders Anweisung in "Es gibt Reis, Baby" nach, sein Haupthaar schwungvoll auf dich schüttelt. Wieder ein Absatz unter dem "Vergiss nicht: Du bist nicht allein hier"-Paragraphen.

Colour-Coded.
Wie wäre es eigentlich, wenn Jahreskartenbesitzer ein Vorrecht auf Sitzplätze hätten, verglichen mit einem Konzert-Abo? Ein Farbpunkte-System für Sitzplatzanspruch wäre ja auch was Feines: Nicht nur den älteren, körperlich offensichtlich eingeschränkteren, bekinderten oder wie immer im Stehvermögen beeinträchtigten Passagieren möge man seinen Sitzplatz überlassen. Aber wie zu wissen, ob einer außerhalb dieser Fahrgastgruppe einen braucht? Wie im indischen Kasten-System bunte Farbtupfer auf der Braue? Rot für Regelschmerzen (wos braucht des junge Madl an Sitzplootz)? Gelb für Kopfschmerz- und Migränepatienten? Blau für Über-10-Stunden-Arbeitstag? Grün für Übelkeit, Blutdruck- und Kreislaufbeschwerden?
Oder wie wär's wenn man sich trauen könnte und dürfte, "auch so" ums Hinsetzenlassen zu bitten? Geh, Teenagerschulkind, diese Woche ist voll heftig in der Arbeit und ich kann kaum mehr stehn, und krank bin ich auch. Lässt mich hinsetzen bitte...

Dann allerdings zieht mein Gedankengang noch weitere Kreise. Warum braucht's plötzlich so eine Kampagne? Und warum denk ich mir automatisch meine eigenen Öffi-Benimm-Regeln aus? Muss man den Leuten neuerdings mittels Ding-Dang-Dong-Durchsagen alles und jedes vorsagen und diktieren? Und unsere Kinder besuchen wiederholt Öffi-Sicherheits-und-Gebrauchs-Kurse?
Da drängt sich mir die Frage auf: Kann man seinem Kind (und zukünftigem Erwachsenen) nicht einfach selbst beibringen, wie man sich in den Fahrzeugen, im öffentlichen Raum, und der Gesellschaft allgemein benehmen soll?
Wer seinen Mist in der U-Bahn einfach fallen oder liegen lässt, wird es auch auf der Straße und im Wald tun. Wer sich in der Straßenbahn wie ein ignoranter Asozialer beträgt, wird es auf seinen restlichen Wegen wohl nicht viel anders handhaben. Werden Generationen nicht erzogen, könnte man genauso gut bald auch Kampagnen in Supermärkten starten.

Es ist ein viel weitgreifenderes, tiefschichtigeres Thema. Da geht's nicht um Essensgerüche in der U-Bahn. Da kann man gleich beginnen, alles und jedes durchzusagen, zu verkampagnisieren und abzustrafen. Regeln, Verbote, Anweisungen, Gebote. Oder vielleicht doch schon den Kindern beibringen "was sich gehört", und was ein so genanntes No-Go ist?
Oder wir bereiten schon mal einen Jingle für Restaurants vor: Wir ersuchen unsere Gäste um den Gebrauch von Besteck und Serviette sowie um den Verzehr unserer Angebote mit geschlossenem Mund.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Sonntag, 22. September 2013

Et tu, (Andreas) Hofer!

Aller guten Dinge sind drei, so sagt man. Aller auffälligen Dinge auch, meiner Ansicht nach. Alles, was sich zum dritten Mal ereignet, wechselt zu einem anderen Status über. Beim dritten Mal merkt man sich's dann. Beim dritten Mal kennt man sich schon aus. Beim dritten Mal... denkt man sich dann, Ab jetzt schau ich mir, rein interessehalber, immer vorher die Echtmengeninhaltsangaben auf den Verpackungen der Dinge an die ich kaufe.

Diesen Monat habe ich innerhalb einiger Wochen drei Dinge gekauft, die ich schon länger nicht mehr im Einkaufswagen hatte. Und uns fiel auf, dass ganz offensichtlich am Inhalt gedreht wurde. 
In der Krapfenpackung schlitterten die vier Stück sehr lose und traurig umher. Warum ist da so viel Platz? Die schauen kleiner aus? Meine gewohnte Krapfenesshandhaltung passt nicht mehr, bzw. eher, der Krapfen nicht mehr in die typische Mittelfinger-Daumen-Stellung? Meine Hände sind nicht gewachsen, die des Kindes auch nicht, die Verpackungstasse ist nicht größer – die einzelnen Krapfen sind "geschrumpft"?
Für den Löskakao brauchte ich genau drei Schraubgläser, um ihn passend umzufüllen. Ich fülle und fülle, und genau ein Glas bleibt leer, weil plötzlich nicht mehr von Nöten. Es liegt nicht an meiner Umfülltechnik. Es liegt nicht an den Gläsern. Genau geschaut, scheint der Löskakaokarton irgendwie in alle Dimensionen hin geschrumpft zu sein. 800 g, steht da heimlich an der Seite. Waren's nicht immer 1000?
Ein Capuccinomischpulver. Alle Jahre hab ich Lust auf so einen gequirlten Luxus (= Dinge die wirklich nicht notwendig sind aber etwas Besonderes sind und Freude machen). Die Dose ist so groß wie immer. Deckel und Abdeckfolie intakt und unmanipuliert. Aber nach dem Öffnen: gähnender Abgrund. Da fehlt ein Drittel!

Ich bin kein Konsument der Großpackungen. Ich muss nicht immer alles in Kilobunden heimschleppen und hamstern. Speziell nicht bei Dingen wie den oben genannten, die im Grund überflüssig sind. Aber der Hofer muss mir nicht Kalorien sparen helfen. Der Hofer muss auch nicht drauf schaun, ob ich zu viel in den Wagen pack und mir beim Heimschleppen schwerer tu. Der Hofer muss das nicht. Das kann ich schon selbst. Was der Hofer noch nicht muss, ist, die Artikel zu schrumpfen aber dann noch den Überschuss an Verpackung gleich zu lassen. Ich verstehe schon dass "alles teurer wird" und man die Preise seit ix Jahren nicht angehoben hat aber dass es ja von irgendwoher etc. pp., und ich werde auch weiterhin dort einkaufen gehen, weil Gründe hier und da und immer noch günstiger als die Konkurrenz, ABER. Ich will nicht für blöd verkauft werden. Ich will die Waren nicht mit einem "Hä?!?"-Gefühl öffnen. Geht das anders an, Leute. Designt halt eine neue Verpackung, anderer Stil, anderes Format. Macht es offensichtlich, dann fällt's weniger auf. Bzw., dann kann man sich's denken und stört sich nicht so daran. Das schal-bittere Gefühl des Hintergangenwerdens drängt sich nicht auf. Ihr seid eh super. Aber bitte seid nicht so großkopfert wie die Anderen, den Kunden gegenüber.

Was für mich ja zur derzeitigen Vorwahlzeit passt. Mogelpackungen, Inhaltsschrumpfungen, leere Versprechen, Fürblödverkauferei. Bei mir funktioniert das bloß nicht. Ich zähle mich zu dem kleinen Prozentsatz, dem man weder ein X für ein U vormachen, noch den man mit Billig- und Nutzloswerbegeschenkchen kaufen kann. Und meine stets zynische, lose Klappe kann da auch einfach nicht stillhalten, Ein Kugelschreiberchen von den Konservativen? Danke, ich bin unbestechlich. Ein weißes Luftballönchen vom Wieder(heim)kehrer? Sehr gut, den lasse ich hiermit fliegen, zum Gedenken an all jene, die unschuldig zum Tod verurteilt wurden. Und den Ultrarechten sing ich was von Den Ärzten vor.

Meine lose Klappe. Irgendwann, eines Tages, wird sie mich noch in den Kerker bringen. Aber ich sag euch was, ich werd meinen Mund nicht halten. Ich kann das nicht. Ich werd das nicht. Und wenn ich eine soooooo dicke Akte irgendwo hab. Ich setz mich nicht auf die Finger. Ich beiß mir nicht auf die Zunge. NSA, CIA, KGB, ihr dürft das ruhig hören und lesen. Vielleicht sollt ihr das sogar. Weder hab ich was zu verbergen noch steh ich nicht dazu. Ich werd mich nicht zensieren. Lauscht euch nur die Ohren taub. Schreibt Akten bis die Finger krachen.
Widerstand ist nicht zwecklos, werte Borgs und Vogonen.

Da Hofa woa's, vom Zwanzgahaus, der schaut ma so vadächtig aus...

Sonntag, 25. August 2013

Best of Anderswo




Die Welt ist rund,
damit das Leben die Richtung wechseln kann.
Hello, Eddard Stark.
Hello, Tyrion Lannister.
Hello, Catelyn Stark.
Hello, Robb Stark.
Hello, Wespenfraß.
Perspektivenwechsel für Touristenkinder.
Lebensraumwechsel für Meereskinder.
Castle Strange.
Teufelsgeräuschquelle.
Objekte der Begierde.






Sonntag, 14. Juli 2013

Ich glaube nicht an Haustiere.

Es gibt gewiss viele Stimmen, die der Meinung sind, dass Leute, die sich beim Anblick oder der Erwähnung von Haustieren nicht vor Entzücken auf den Boden schmeißen, asozial und/oder gefühlskalt seien. Dass ein Kind, das nicht in dauerhafter Gesellschaft eines Haustieres aufwächst, soziale Defizite erleidet, da ihm ein treuer Kamerad und die Möglichkeit, Verantwortung zu erlernern, entgeht. I beg to differ. Denn ich selbst bin der Meinung, dass es von keinerlei Nutzen jeglicher Seite ist, "sich ein Haustier zu halten". Der Tierhalter hat, wenn man sich ehrlich ist, diverse Abstriche zu machen (Stichworte: Freiheit auf unbestimmte Zeit die Wohnung zu verlassen, Reinigungsaufwand, Unterhaltskosten etc.), und das Tier selbst genießt keinerlei vergleichbare Privilegien im Vergleich dazu, ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen.

Überlegen wir einmal, welche Tierarten in unserer westlichen Welt gerne "gehalten" werden (und allein der Ausdruck "halten" selbst beinhaltet meiner Ansicht nach bereits das, was ein Hauptkritikpunkt meinerseits ist: es wird festgehalten.). Und warum ich bislang nicht "das perfekte" Haustier gefunden habe.
Da wären einmal die Säugetiere. Katzen, Hunde, Kleintiere wie z. B. Nager. In gewissen Regionen auch laufende Vierbeiner wie Pferde oder gar Esel. Zu Säugetieren habe ich naturgemäß den ehesten Zugang. Weil ich im Grund selbst eines bin. Aber was viele, wenn nicht die meisten, vergessen, ist, dass, auch nach absurdester Kreuz- und Überzüchtung, es immer noch Wildtiere mit gewissen Instinkten und Trieben sind. Die eben mehr oder weniger zu brechen versucht werden. Hund und Katze jagen. Das ist nun einmal so. Da kann man schwer den Hund beschuldigen, wenn er Radfahrer oder kleine Kinder "anfällt". "Braver Hund" mit Beißkorb und Leine – welcher ursprüngliche Wolf würde sich das schon mit Freuden gerne gefallen lassen.
Dann kommen die beliebten Fische und Vögel. Die konsequent eingesperrt werden müssen, da sie sonst entweder entfleuchen, oder zu Grunde gehen. Da wir menschliche Säugetiere mit diesen Tierarten biologisch wenig(er) gemein haben, ist es nicht unlogisch, dass mensch (vor allem kind) ziemlich rasch das Interesse verliert und das subjektive Belastungsgefühl bilateral schnell und stark zunimmt.
Auch Nagetiere "müssen" die meiste Zeit in Behältnisse und Käfige, da ihr Wesen unserem "zivilisierten" Lebensraum abträglich würde. Was wir instand gehalten haben wollen, will nun einmal benagt werden. Abgesehen davon sind viele Exemplare nachtaktiv, was unserem eigenen Biorythmus widerspricht. Ließen wir der Natur ihren freien Lauf, lebten wir irgendwie aneinander vorbei.
Auf Reptilien und "Exoten" brauche ich hier gar nicht mehr näher einzugehen.

Woher kommt dieser Drang, sich ein Haustier "zuzulegen"? Der Wunsch, ein Lebewesen absolut zu kontrollieren? Tiere, die nicht entscheiden dürfen, was und wann sie fressen, sich trotz ihres Arterhaltungstriebs nicht fortpflanzen dürfen (es sei denn es ist vom Menschen geplant und gesteuert, bzw. von vornherein operativ ausgeschlossen)? Die über Ort und Zeitpunkt sich erleichtern zu dürfen nicht entscheiden dürfen? Die räumlich und in ihren Bewegungsbedürfnissen vehement eingeschränkt sind?
Besonders überspitzt ist die Situation in Wohnungen in Gesellschaft ganztags abwesender Menschen. Ein Hofhund am Land, sofern er nicht an der Kette liegt, genießt hier noch vergleichsweise Privilegien. Ein Tier das tun und lassen kann was es will, ist unserem Wortschatz nach ein Streuner.

Tiere zu domestizieren begann mit der Idee, sie als "Nutz"tiere einzusetzen. Sie entweder arbeiten zu lassen, oder sich mithilfe ihres Körpers Materialien und Nahrungsmittel anzueignen. Leichter, sie einzusperren und bei der Hand zu haben, als sie weiterhin im Bedarfsfall zu jagen (und ja, wir sind selbst jagende Säuger, und wie und wo leben wir dann unsere eigenen uralten Instinkte aus?) Sie "einfach nur so" zu halten, ist vergleichsweise Luxus (im negativen Sinne).

Nur weil ich es ablehne, Tiere in meine Wohnung zu sperren, heißt das nicht, dass ich nicht an ihnen interessiert bin. Die Amseln in meinem Garten erkennen mein Gesicht bereits, und ich bin erfreut und aufgeregt, wenn ich merke dass sie Jungvögel in ihrem Nest haben. Sie stehen allerdings in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu mir, und ich verspüre keinen Drang, sie an mich zu binden. Sie sind erwachsene Exemplare einer anderen Spezies, die selbst wissen was und wie sie zu tun haben. Ich werde mich naturgemäß auch nie einem Hunderudel zugehörig fühlen (können).

Zoo und Zirkus wären die Erweiterung der Reflexion. Mir kann niemand etwas von "artgerechter Haltung" erzählen. Die kann es auch in den ambitioniertesten Tiergärten einfach nicht geben.

Ist das Ablehnen der Idee Haustier denn so pervers? Perverser, als sie künstlich krankzuzüchten, sie abhängig zu machen, und einen allfälligen Überschuss zu vernichten?
Was ist mit uns Menschen, dass wir die Natur verbiegen und verschlimmbessern, die totale Kontrolle wollen? Müssen wir uns die Welt und all ihre Bewohner wirklich untertan machen?

Schaut mich nicht so an, ich bin wahrscheinlich der wahrere "Tierfreund" – eben weil ich keinen bebeißkorbten Husky an der Leine aus meinem Apartment führe.

Sonntag, 16. Juni 2013

Cordis Finanztipps

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, wollte ich einmal festhalten, wie es mir gelingt, in einem Dreipersonenhaushalt bei einem einzigen (mittelmäßigen) Einkommen keinen Mangel zu erleiden, sondern sogar noch was "auf der hohen Kante" zu haben und bei manchen, oft sogar spontanen und höheren, Ausgaben, nicht mit der Wimper zucken zu müssen. (Was viele Leute erstaunt, und was sie sich selbst nicht zutrauen würden.)

• I do not want what I haven't got.
Bzw., brauch ich viele Dinge, die ich spontan vielleicht gern hätte, wirklich? Und hätte ich sie nach Erstehung dann noch weiterhin lange gern? Ist es oft nicht nur einfach so, dass man sich das Bekommen wünscht, und nicht den bekommenen Gegenstand? Man stelle sich also die Frage: Wenn ich es JETZT unbedingt brauche – wie habe ich es bis dato ohne es ausgehalten? Und rentiert sich die Anschaffung überhaupt auf längere Frist? Kinder würden gerne alle Blümchen auf der Wiese pflücken, und lernen dann, dass es oft genügt (und im Grund das ist worum es eigentlich geht), die Blüten zu bewundern – und sie nicht "haben" zu müssen. Bestaunen, bewundern, sich daran erfreuen – aber nicht zwangsweise heimschleppen. Wer immer alles bekommt was ihm spontan gefällt, hat sehr schnell keine Wünsche mehr. Und keinen Platz in der Wohnung.

• DIY – oder: Yes, I Can.
Eigentlich können wir alle viel mehr als wir denken. Natürlich ist es oft einfacher, jemand Anderen machen zu  lassen. Gewisse Dinge gehören auch in die Hände von Professionisten. Doch vieles kann man sich schon selbst aneignen oder ausführen – zu dem Zeitpunkt zu dem man es braucht, so wie man es selbst will, ohne sich auf Andere verlassen (oder auf sie warten) zu müssen.
Kann ich meine Kleidung ändern bzw. sogar selbst herstellen? Yes, I Can!
Kann ich meine Haare selbst schneiden/färben/stylen? Yes, I Can!
Kann ich kleine Reparaturen durchführen? Yes, I Can!
Kann ich meine Wohnung sauber halten, meinen Steuerausgleich machen, mich von A nach B bewegen, meine Möbel zusammenbauen, meinen Computer warten, meine Augenbrauen zupfen, meine Nahrungsmittel zubereiten wenn nicht sogar teilweise selbst herstellen? Oh Yes I Can!
Muss ich mich über unzuverlässige, schmutzende, pfuschende, teure Handwerker ärgern? No, Sir!
Muss ich einen Zeit- und Kostenplan für meine Putzfrau erstellen? No, Sir!
Muss ich mich über Dienstleistungspreise die die Linie zur Frechheit überschreiten, echauffieren? No, Sir!
Man kann mehr selbst machen als man glaubt. Und dank des Youtubismus kann man sich leicht etwas von Anderen beibringen lassen – ohne jegliche Honorarnote.

• Edel sei der Schein, hilfreich und Gut.
Gutscheine? Super Erfindung für Unternehmen, die vorzeitig abcashen und später erst liefern wollen. Aber auch eine super Erfindung für die, die sich selbst Cash sparen wollen. 
Da gibt es ja verschiedene Arten von Gutscheinen. Erst mal die Geschenkgutscheine. Super Idee! Sie sind wie ein Sparguthaben, denn rechtlich gesehen dürf(t)en Gutscheine gar nicht verfallen können, da sie wie eine Art Währung anzusehen sind.
Der Gutschein vom Drogeriemarkt kann, muss aber nicht für Beatuyschnickschnack verwendet werden. Hätte man's mal eng, wäre das teure Waschmittel schon mal damit finanziert.
Mittlerweile kann man ja schon fast überall Gutscheine erstehen – wer den zu Beschenkenden kennt, wird schon wissen was ihm gefällt bzw. was er benötigen könnte.
Und dann gibt es natürlich die Gutscheine, die Sonderangebote ausloben. Die beste Gelegenheit, seinen Haushalt wieder mit haltbaren Dingen aufzustocken! Bürstenaufsätze für die elektrische Zahnbürste minus 25 %? Gebongt. 2+1gratis auf Müllsäcke, Waschpulver, Dinge die man immer brauchen wird? Check. Lebensmittel die man ohnehin kaufen würde? Meins.
Zu beachten ist dabei allerdings:
Sind die Angebote im Endeffekt immer noch teurer als der Einkauf beim Discounter?
Würde ich den Artikel eigentlich wollen und kaufen, wäre er nicht im Angebot?
Hält, was ich in verbilligten Großangeboten erstehe, eigentlich auch so lange dass ich es aufbrauchen könnte bevor es abläuft (und ich es, und damit mein Geld, wegschmeißen müsste)?
Ab wann und für wie lange gilt das Angebot?
Man kann vorausschauend planen, um ein "Mist, gerade das hab ich erst neulich zum Vollpreis gekauft" zu vermeiden. Wer über einen längeren Zeitraum Sonderangebote und Gutscheinaktionen beobachtet, hat nach einiger Zeit heraus, wann welcher Supermarkt mal wieder was anbieten könnte.

• Wer billig kauft, kauft nicht immer teuer.
Die Erfahrung zeigt, dass man nicht immer das Billigste kaufen soll, das Teuerste allerdings nicht immer beste Qualität beweist. Die Daumenregel ist, die Goldene Mitte zu wählen, und davon die höchst leistbare und sinnvollste Ausgabe zu nehmen.
Zu bedenken sei auch, wie oft man rein für Namen und Marke zahlt. Und dass der Discounter beim selben Hersteller produzieren lässt, aber aus rechtlichen Gründen einen leicht abgeänderten Produktnamen wählt, um den Artikel günstiger verkaufen zu können. Keine Diskussion, es ist wahr.
Wer breit gefächert vergleicht, hat ohnehin einen Trumpf in der Hand. Und nie die Kosten-Nutzen-Rechnung vergessen!

• Weniger ist oft mehr als genug.
Mittlerweile ist wahrscheinlich allen bekannt, dass immense Mengen an Lebensmitteln weggeworfen werden. Ich meine damit nicht (nur) die Produkte, deren Ablaufdatum Supermärkte dazu zwingt, Nahrungsmittel zu vernichten, die noch genießbar wären (ich betone: MINDESThaltbarkeitsdatum), sondern die Mengen, die man zu Hause wegschmeißt.
Zu viel gekocht, dass es keiner aufessen kann und man es nicht 3 x aufwärmen und verdrücken kann? Die Küche zu vollgestopft und dadurch Lebensmittel "vergessen", sodass sie ungenießbar geworden sind? Falsch gelagert und dadurch beschädigt? Es lässt sich Platz und Bauchspeck sparen, wenn man Impulskäufe zu vermeiden versucht, und sich nicht alles einverleiben muss, bloß weil es angeboten wird.

Und die Kleidung. Seien wir realistisch: Wie viel Stück von welchem Kleidungsstück brauchen wir wirklich? In Mitteleuropa haben wir mit unseren propagierten vier Jahreszeiten etwas mehr Varietät zu besitzen. Aber welche Teile aus dem Sommer kann ich in den anderen Jahreszeiten der Witterung entsprechend kombinieren und das ganze Jahr über tragen? Und wie oft läuft die Waschmaschine? Brauche ich wirklich 20 Paar Socken, wenn ich zwei mal die Woche wasche? "Brauche" ich etwas Neues, nur weil ich des "Alten" überdrüssig geworden bin (Stichwort spontaner Fehlkauf)? Kann ich ältere, intakte Kleidungsstücke vielleicht ein wenig abändern und ihnen neuen Flair einhauchen (färben, umschneidern, kombinieren)? Kann ich kleine Mängel kaschieren/reparieren/als Grund für eine Änderung nehmen? Shop your own wardrobe – oft verstecken sich Teile, die man im Überfluss vergessen hat. Und wie bei allen unseren Besitztümern gilt: Ein kleinerer Kleiderschrank bedeutet eine kleinere Wohnung, bedeutet weniger Mietkosten!

• Wer die Münze ehrt, lebt oft kopfüber, aber nicht verkehrt.
Schon mal aufgefallen, wie viel Kleingeld sich in Großstädten auf dem Boden (be)findet? Was vielen aus dem Hosensack fällt oder (man möge aus kaum glauben, aber sowas gibt's!) was viele als "wertlos" einfach wegwerfen (!), kann sich ganz schön summieren. Auf Münzen steht kein Name drauf, und sich zu bücken um Münzen aufzuheben, ist Finanzgymnastik die keineswegs ehrlos ist. Bei uns ist es Tradition, vor dem Sommerurlaub die Münzdose zur Bank zu tragen, um Urlaubstaschengeld einzutauschen. 60 bis 100 Euro können da schon mal drin sein, inklusive der nebenbei unauffällig angesparten Summen von Münzen unter 50 Cent, die allabendlich aus der Geldbörse geleert werden um das Tragegewicht zu reduzieren.

• Private Practise.
Oft ist man privilegiert, wenn man gewisse Behandlungen oder Verträge "privat" wählt. Die Ärzte, privat. Die Schule, privat. Aber auch hier gilt: Ist teurer wirklich auch besser? Manches "muss" man einfach privat machen, um das bestmögliche Angebot zu erhalten. Und bei Gesundheit wird, in realistischem Rahmen, in unserem Haushalt nicht gespart, darauf bestehe ich. Andererseits poche ich aber auch vehement auf mein Recht, als Kassenpatient nicht unter den Tisch zu fallen. Und auch bei städtischen Schulen gibt es Qualitätsabstufungen und freie Wahl, wie bei Ärzten auch. Test und Vergleich sind unabdinglich, und das Näheste und Erstbeste ist in dermaßen wichtigen Belangen nicht immer unbedingt die beste Wahl.

• Ich hab etwas was du nicht hast, und das ist deins.
Oder, Borgen, Tauschen, Teilen, Schenken.
Schon mal dran gedacht, dass man manchmal etwas benötigt, aber nur einmal oder selten? Und dass es sich nicht lohnt, es neu bzw. überhaupt zu kaufen?
Vieles kann man ausleihen, von z. B. Baumärkten, Nachbarn, Freunden, Verwandten. Oft kann man sich mitbeteiligen (Stichwort Carsharing, Urlaubswohnungstausch etc.). Vieles ist gebraucht auch gut genug, seien es Möbel oder Kleidung. Gerade bei Kinderkleidung rentiert sich Second Hand immens (was auch den Vorteil birgt, oftmals vorgewaschene und erprobte Kleidungsstücke zu finden), und je jünger die Kinder, desto kürzer die Tragedauer. Kleinkinder verschiedenen Alters können Wäschepakete nahezu rotieren lassen. Auch Erwachsene können mal eine Kleiderschrankparty veranstalten und untereinander Klamotten tauschen. Frischer Wind im Outfit, und keinen Cent dafür ausgegeben. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.
Und wenn einer was kann was der Andere nicht kann – vielen Dank dafür! Du färbst mir die Haare, ich kürz dir die Hose. Du montierst mir die Lampe, ich mach dir ein Computerupdate. Ich geb dir meinen Druckkochtopf, und bekomm dafür... usw. usf.

Je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr fällt einem ein, wie sich Kosten reduzieren oder vermeiden lassen. Ob es sich um Versicherungs- oder Telefonanbieter handelt, oder um das Aufstocken von Spülmittel.
Vergleichen, hinterfragen, reduzieren, zufrieden sein. Überlegen, wie und wo man auch ohne Eintrittspreis Unterhaltung und Spaß haben kann.
Brauche ich ein Fitness-Studio, wenn Joggen im Park oder Wald gratis ist?
Muss es eine Kinder-Erlebniswelt sein, wenn man einen großen, bislang unbekannten Spielplatz entdecken kann?
Braucht es einen Wochenend-Städtetrip, wenn man einen anderen Stadtteil erkunden kann als wäre es Anderswo?
Was kann man verlieren, Straßenfeste und Stadtfestivals gratis zu besuchen? Tage der offenen Tür zu nutzen?
"Wenn's nix kostet kann's nix heißen" gilt nicht.
Und ganz wichtig: Was ich mir im Moment nicht leisten kann, ist (jetzt) eben nicht drin. Sind es mir die Kreditzinsen wirklich wert, einen Auslandsurlaub auf Pump zu machen? Welche Ausgabe kann ich streichen (oder auf die Warteliste setzen), und was steht dem gegenüber, was dringender nötig wäre?

Die Liste ist schier endlos.
Viel Erfolg. Möge die Übung gelingen.

Sonntag, 12. Mai 2013

Fragen über Fragen

Niemals gehen mir die Fragen aus. Was ja philosophisch gesehen gesund, psychologisch gesehen vielleicht unzuträglich sein mag. Und viele meiner Fragen mnutieren zu rhetorischen, weil es kaum Antworten drauf gibt, weil sonst vielleicht niemand solche Fragen stellt.

Beginnen wir mit einer zumindest mir offensichtlichen Frage:
Was haben die Deutschen gegen das kurze i?
Im Duden steht keine Brelle, kein Füsch, keine Körche. Das R scheinen die Deutschen auch nicht so zu mögen; Man geht wo duich und macht Spocht (oder necht).

Das bringt mich zur nächsten Frage:
Warum werden Säuglinge immer noch getauft?
Ich glaube und vertraue auf Desinfektionsmittel, Schutzimpfungen, Antibiotika. Wenn ein Neugeborenes sterben sollte, kommt es meiner Meinung nach nicht ins Fegefeuer oder wird kein Engel.
Und wenn seine Eltern nicht verheiratet sind, kräht heute doch auch kein Hahn mehr danach (bzw. nicht mehr so laut und skandalös wie anno dazumal).

Das Thema Medizin&Medikamente wirft die nächste Frage auf:
Warum wurden wir zu dieser Generation Nureflex? Und erlauben uns nicht, krank zu sein, und vor allem, in Ruhe und natürlich gesund zu werden? Bekämpfen voreilig und vehement Symptome, um weiter zu funktionieren, um nach dem totalen Zusammenbruch ersetzt zu werden? Es wird oberflächlich zugekleistert, voreilig zusammengeschustert, aber eine Tiefensanierung erlaubt sich niemand (mehr) so richtig. Schnell, für's Auge, für die Statistik. Langzeitaussichten und The Big Picture sind out in dieser Zeit. Sei es die Medizin, die Politik, die Wirtschaft – kurz gesagt, in life, the universe and everything. Wer meint, schneller-höher-stärker war in den 80ern, irrt. Die Spirale dreht sich seitdem noch extremer zusammen.
Wir denken bei jeder Entscheidung nicht mehr an die siebte der kommenden Generationen.
Nicht einmal mehr an unsere nachfolgende.
Wahrscheinlich kaum mehr bis zum nächsten Zahltag.
Möglicherweise nur mehr so weit bis zu dem, was wir als allernächstes (haben) wollen. Weil das, was wir gerade bekommen haben, gleich nach Erhalt keinen Wert mehr für uns hat. Vielleicht sogar dafür produziert wurde. Nichts braucht mehr lange standzuhalten, weil wir ohnehin sehr bald etwas Neues, Anderes wollen werden.

Bewaffnen wir uns also mit Superkleber, Papier und Bleistift, und einem Schraubenzieher. Und einer Familienpackung Geduld.
Und den berühmten 5 Ws.

Sonntag, 21. April 2013

Faul! Ich bin einfach nur faul!

Oftmals im Arbeitsalltag betone ich, dass ich viele Abläufe nicht stur und neurotisch einhalte weil ich bestimmte Ängste bzw. Unsicherheiten mit Herrn Monk oder Rainmans Bruder teile, sondern weil ich einfach nur faul bin. Zu faul um suchen zu müssen, zu faul um einen Weg mehrmals wiederholen zu müssen, zu faul um vorhersehbare Schwierigkeiten ausbaden zu müssen. Keine Panik, meine Automatismen sind keine Zeichen von Geisteskrankheit, ich bin einfach nur stinkfaul. Mein Wahnsinn hat (besser gesagt: ist) Methode.

Ich bin so faul, dass ich mir (und dem Rest der näheren Familie) die Haare schneide. (Weil ich zu faul bin, einen Frisörtermin auszumachen, mich dorthin zu begeben, die Eigenart meiner Haare zu erklären, und nachher nachkorrigieren zu müssen.)

Ich bin so faul, dass ich mir (Erweiterung siehe oben) Kleidungsstücke herstelle, ändere, restauriere. (Weil ich zu faul bin, dutzende Geschäfte abzuklappern, mühevoll Kompromisse einzugehen, in Umkleidekabinen zu leiden, und alles erschöpft heimzuschleppen.)

Ich bin so faul, dass ich nicht großartig koche sondern aus dem was da ist etwas zusammenbastle. (Weil ich zu faul bin länger als eine halbe Stunde in der Küche zu verbringen, und danach eine halbe Stunde, um den Collateral Damage zu beseitigen. Wenn die Zubereitung doppelt so lang wie die Dauer des Zusichnehmens benötigt, hat sich für mich der Sinn der Übung verschoben.)

Ich bin so faul, dass ich beim Übersiedeln Tassen mit Socken vollstopfe und Teller in T-Shirts wickle. (Weil ich zu faul bin, Zeitungen anzuschleppen, die doppelte Übersiedlungsmenge zu produzieren, und die Stopfmaterialien zum Schluss entsorgen zu müssen.)

Ich bin so faul, dass ich während des Haarewaschens den überschüssigen Shampooschaum gleich dazu verwende, die Badewanne zu säubern (ich wasche meine Haare kopfüber in die Badewanne haltend). (Weil ich einerseits den Schaum nicht einfach wegspülen will, und nicht extra Zeit für eine eigene extra Wannenschrubbung aufwänden will.)

Ich bin so faul, dass ich einen Garten habe, weil ich dann einfach hinausgehen (und wieder hineingehen) kann wann es mich freut, ohne mich ausgehfertig zu machen und an alles zu denken was ich mitnehmen muss. Ich schüttle meinen Staubwedel bei der Gartentür hinaus, unternehme sämtliche patzigen und stinkigen Arbeiten einfach auf der Terrasse, schütte großzügig in weitem Bogen altes Schnittblumenwasser ins Gemüsebeet. Ich öffne die Gartentür und schnipple mir nach einem Schritt hinaus ein paar Finger voll Schnittlauch ab, statt mich anzuziehen und zum Supermarkt zu stiefeln.

Ich bin so faul, dass ich bestimmten Dingen verschiedene, neue Aufgaben zuteile, statt für jede Aufgabe ein eigenes Teil ins Haus zu holen. Ich bewahre meine Gläser in meine Häferl gestellt auf.

Ich weiß nicht, ob ich vielleicht frugal, kreativ und autark bin. Ich weiß aber bestimmt, dass ich faul bin. Das ist auch der Grund, warum bei mir alles an seinem Platz sein soll:
Weil ich einfach zu faul bin um zu suchen.


Samstag, 13. April 2013

Wusste ich schon, dass...

... ich in den Jahren 1979 bis 1983 ohne jeglichen Kontakt zu männlichen Menschen, insbesondere meines Alters, war?

Natürlich wusste ich das. Nur so richtig bewusst war es mir nicht wirklich ganz.

In dieser Zeit entging mir alles an altersspezifischer jungenhafter Kultur: Alle Themen die volksschulaltrige Buben beschäftigen – aus meiner Welt. Und das mir, wo ich im Kindergarten eher an "deren" Themen interessiert war: Ich wollte Indianer spielen (und nicht die Squaw sein die allein zu Haus im Tipi wartet dass ihr Indianer, in dem Fall Robert K., mit dem zu spielen ich gefragt hatte, heimkommt, um ihm etwas zu kochen), ich wollte Matchboxautos haben (oder sie wenigstens von den Kindergartenbuben ausborgen – doppelt negative Antwort darauf: Vater: Nein, die sind teuer; Buben: Nein, die sind nicht für Mädchen), ich wollte ein Skateboard, ich wollte auf Bäume klettern, ich wollte ein Schnitzmesser, ich wollte... ich war das was man einen Tomboy nennt. Nicht überraschend, identifiziere ich mich mit der Game-of-Thrones-Figur Arya am Ehesten.

Und was kam dann? Ich in die Volksschule. Anfang der 1980er. In eine katholische Volksschule. Eine Klosterschule. Eine "reine" Mädchenschule. Mit Klosterschwestern, die ihre Traumata, ihre Verbittertheit, ihre Lebens- und Erziehungsmethoden, ihre Anschauungen und ihr Weltbild, aus einem Konglomerat von Katholizismus, Vor- und Nachkriegsnöten, Russenbesatzung und deren Nebenwirkungen, Nazijugend, gezogen haben.
Der einzige männliche Vertreter der Menschheit zu Hause: mein Vater (und dieser kann gerne in das Heranbildungsschema der oben genannten Klosterschwestern eingebunden werden).
Der einzige männliche Vertreter der Menschheit in der Halbinternats-, sprich Ganztagsschule: der Pfarrer (und diesen bekam man schätzungsweise ungefähr 4 x im Jahr genauer zu Gesicht).

Vier Jahre männlicher Alterskultur wurden mir vorenthalten. Ich musste ein Mädchen sein. Nicht weiblich, um Gottes Willen, aber ein Mädchen. Was ist mir alles entgangen. Freche Ausdrücke und Sprüche. Vielleicht Kirschkernweitspucken? Fußball spielen. Comic-Hefte auf jeden Fall. Eben alles, was Jungs im Alter von 6 bis 10 machen. Und das sind sicher irrsinnig spannende, coole Sachen.

Ich war in einer Klosterschule. Bislang hab ich es so gesehen, dass die Schule einem Kloster angeschlossen war. Jetzt ist mir bewusst, dass ich selbst vier lange Jahre lang im Kloster war.

Samstag, 9. März 2013

Unser täglich Brot...

... finde ich generell für überbewertet.

Wer sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und/oder der Paleo-Ernährung befasst, wird diese Aussage wahrscheinlich leicht nachvollziehen können.
Es ist nicht unähnlich der Kuhmilch-Thematik: Im Grund logisch, aber traditionell derart verankert, dass man nicht einfach so auf die Idee kommen würde davon abzulassen.

Dass wir und unsere Kinder (und unsere Haustiere) keine Kälber sind und Kuhmilch bio-logischerweise nicht wie ein Kuhkind verarbeiten können, lässt sich doch verstehen. Dass das auf die Dauer eben nicht funktionieren kann.
Aber warum geh ich jetzt auf Unser Täglich Brot los?
Weil Brot im Grund eine unnatürliche Sache ist: So wie es serviert wird, wächst es nicht in der Natur. Die Bestandteile, also die Gräser, ursprünglich schon, wurden aber im Laufe der Zeit um- und hochgezüchtet. Und über Germ brauchen wir gar nicht zu diskutieren.

Aber woher kommt dieser Brot-Wahn. In Japan heißt das Frühstück Asa Gohan, also Morgenreis, und das Äquivalent zu unserem Abendbrot ist Ban Gohan, also der Abendreis. Reis als Getreide- bzw. Grassorte kommt da noch eher in seiner Urform daher, entspringt aber nicht unseren Breiten. Ebenso die amerikanischen Erdäpfeln bzw. Kartoffeln oder der Kukuruz bzw. Mais.
Könnten wir also Müsli zu unserem Direktkohlehydratspender machen?

Ich beschuldige, wie bekanntlich in vielen Belangen, unseren katholischen Hintergrund. Der Vatikan ist schuld an der Zöliakie unserer Kinder. "Brot dazu!", hat mein Vater bei Mahlzeiten gedonnert. Ich hätte am Liebsten (und viele Kinder heute auch noch, wenn sie essen dürften was sie anspricht) "nur" den (teuren?) Belag zu mir genommen – doch Belag dicker als das Brot selbst ist ein absolutes No-Go. Ich mochte Brot nie so recht, und hab mich erst als Erwachsene so dreingefügt. Und da wurden mir die Körndlbrotsorten am Liebsten – und mir selbst bewusst, dass es mir dann eigentlich eher um die Sonnen- und Kürbiskerne selbst ging statt um die Teigmasse. Die mir heutzutage plötzlich Schmerzen bereitet. Oh Wunder.

Können wir das Brot nicht einfach weglassen und nach unseren Instinkten essen?
Nein: Unser täglich Brot gib uns heute.
Es nicht zu essen wäre Frevel.
Wasser und Brot, mehr brauche man ja nicht um gesund zu bleiben. Wo mir die Geschichte von dem eingekerkerten König einfällt, der gefragt wurde, welche Speise er am Liebste äße, und sie fortan täglich und ausschließlich serviert bekommen würde. Braten und Wein. Und wie er nach kurzer Zeit, gelangweilt und geschwächt, sich nach reinem Wasser und Schwarzbrot zu sehnen begonnen habe.
Brot im Mittelalter als Teller unter der Speise. Kinderlieder und Märchen, in denen Brot eine Rolle spielt. Brauchtüme wie Brot und Salz beim Einzug in ein neues Heim. Sprichwörter und Wortschöpfungen. Brot und Spiele. Marie Antoinette. Hänsel und Gretel. Der Leib Christi wiedergeboren als Symbolbrot.
Rituale, Traditionen, Erziehungen. Irrtümer, Irrglauben, Irreführung?

Ich dränge kein Kind, "sein Brot aufzuessen". Oder dass "nur" die als Belag gedachten Nahrungsmittel nicht gälten. Ich möchte gar nicht googeln, wie viele Tonnen Brot jährlich in Österreich verputzt werden. Brot und Gebäck dazu, dann schmeckt's!, so der Werbeslogan aus meinen jüngeren Tagen, gilt und galt für mich nicht. Ich lasse ihn auch nicht gelten.
Ich halte Brot für schlichtweg überbewertet.

Samstag, 16. Februar 2013

Harder Better Faster Stronger

Firma A. will ein Auto verkaufen.
Ein teures Auto. Ein cooles Auto. Ein Auto mit doch konservativ-klassischem Beigeschmack auf Grund des Markenalters und -Images.
Wie wollen wir das Produkt darstellen? Sicher, stark, klassisch, hochqualitativ. Aber nicht stocksteif und alt, no no.
Da schauen wir zuerst einmal, wer ist denn unsere Zielgruppe. Also, wem wollen wir denn das Auto verkaufen.
Höheres Einkommen soll er haben (um es sich leisten zu können). Bildung soll er haben (um den technischen Wert des Autos zu erkennen). Aus gebildetem, wohlhabenderem Background soll er kommen (um die Marke von je her mit Wert, Sicherheit, Prestige zu verbinden).
Das Kundenprofil: Alter Mitte bis Ende 30 (gefestigt, möglicherweise Familie). Bereits aufgestiegen und darum weiter sicher aufsteigend auf der Karriereleiter (zukünftig möglicher Wiederholungskunde). Akademischer Abschluss.
Und wie lassen wir ihn sich wieder hip, jung, powervoll fühlen? Wie sprechen wir seine Jugendlichkeit an? Indem wir ihn uns als Student vor Augen führen. Unabhängig. Kraftstrotzend. Volles Haar. Fun. Wir gehen also 10 - 15 Jahre zurück. Und hören ein bisschen in den Sound der damaligen, elitäreren Partypeople rein. Akademikerclubbing der, sagen wir, Wirtschaftsstudenten. Was hörte da wohl der BWL-, Medizin- oder Jus-Student.
Sowas zum Beispiel.
Und dann kommt dabei zum Beispiel so ein Werbespot raus.

Werden sich die potentiellen, anvisierten Kunden sublim angesprochen fühlen. Ging die Agentur überhaupt diesen Gedankengang. Oder zählen die Werbefuzzis, auf deren Rechnung dieses Konzept geht, einfach nur selbst zu der oben beschriebenen Zielgruppe der damaligen Daft Punk Hörer.

Man kann auch eine Wissenschaft draus machen. Eine Werbewissenschaft.



Freitag, 1. Februar 2013

Was kann ich für Sie tun?

Ich bin ein braver Patient. Wirklich. Ich mache genaue Angaben darüber, was mir wo weh tut bzw. was nicht stimmt. Inklusive chronologischer Entwicklungsgeschichte. Verständlich definiert. Kein "ich hab echt arge Kopfschmerzen", sondern etwas, womit der Mediziner was anfangen kann. Oder, könnte. Denn mittlerweile zweifle ich an den Fähigkeiten der Wiener Hausärzte. Oder vielleicht verlange ich mehr von ihnen als dass es ihr Gebiet ist?
Manchmal kommt mir vor, ich sei bereits mein bester eigener Doktor. Denke nach und komme zum Schluss, was ich zur Besserung bräuchte. Rezept kann ich mir eben nicht selbst ausstellen. Verstehe meine Befunde und weiß, was sie in der Praxis bedeuten.
Doch ab und zu benötige ich eben auch Vorschläge aus fachkundlicher Hand. Und denke mir immer wieder, Hätte ich ihm/ihr das jetzt nicht aus der sprichwörtlichen Nase gezogen, wäre diese Art der Untersuchung/Behandlung an mir vorüber gegangen.

Standardzitate meiner Hausärztin:
Sie wissen eh, was da hilft.
Brauchen Sie einen Krankenstand für heute?
Was genau sollen wir im Blutbild machen?
Kann ich noch was für Sie tun?

Typische Beispielzitate meinerseits (und gängige Hausarzt-Antworten):
Sollten wir das vielleicht austesten, vielleicht ist es eine Kreuzallergie? (Ja, das könnten wir schon machen.)
Was meinen Sie: Würde Vitamin B vielleicht die Regeneration unterstützen? (Ja, das kann ich Ihnen aufschreiben, das wär vielleicht gut.)

Ich bin ein kompetenter Patient! Aber den Verbrennungsverband heute, den durfte ich mir selbst abzupfen. Der (gar nicht mal mehr so junge) Vetretungsarzt hätte ihn glatt draufgelassen. Ich: Wollen Sie nicht sehen wie das weiter aussieht, damit wir wissen wie ich es weiter handhaben soll und welche Salbe da geht? Das klebt – vielleicht könnten wir da ein wenig mit etwas einweichen, damit nicht noch mehr Haut abgerissen wird? Helfen Sie mir doch mal bitte, mit einer Hand geht das schwer. (Er stand rat- und hilflos umher und meinte, Ja mit Wundbenzin... aber das brennt wie die Hölle... Ich: Ja, es tut ja eh schon weh. Ah ich hab's...)
Der war das übrigens mit dem Vitamin B. Auf das wär er wohl nicht von selbst gekommen. Ich hatte mir vorher natürlich vorgestellt, er würde den Verband entfernen, die Wunde reinigen, professionelles, wirklich nicht haftendes Verbandsmaterial (die folienbeschichteten Dinger kleben genau so an) und speziell geeignete Salbe verwenden, mir ein Rezept für mehr geben, und eben z. B. das Vitamin B...

Sollte ich vielleicht das und das machen und nehmen? – Ja, das ist eine gute Idee.
Aber wenn ich das und jenes täte, ginge das nicht entgegen dies und jenes? – Ja, da haben Sie Recht.

Was ist mit diesen Hausärzten! Dürfen sie nur Zettel ausfüllen und mit Nadeln hantieren? Oder hab ich meinen Beruf verfehlt? Und was ist mit all den Patienten, die weder Ahnung noch Interesse haben – bleiben die über? Oder sind Hausärzte im Grund nicht viel weiter als stationäre Pharmavertreter?
Liebe (Haus)Ärzte, klärt mich auf. Stimmt es, was der ErsteHilfeKursleiter sagte, dass Hausärzte in manchen Dingen weniger Bescheid wüssten/auf dem neuesten Stand seien/Erfahrung hätten  als wir ausgebildete Ersthelfer selbst? Oder gerate ich einfach immer nur an zwar mitfühlende, aber hilflose Exemplare?

Das Schlimme ist allerdings, wenn ich wirklich einen Rat brauche, die Erfahrung meiner schon älteren Hausärztin. Ich dachte immer, sie hätte vielleicht ein Adressbuch bzw. eine Kartei, um Spezialisten zu empfehlen. Irgendein As im Ärmel, ein Empfehlungsschreiben an einen Kollegen. Aber das darf ich nicht erwarten. Sie gibt mir ihre Zeit, ihr Mitgefühl, ihre verschiedenen Formularzettelchen. Wenigstens nimmt sie sich Zeit für mich und bespricht mit mir – andere Hausärzte lassen ihre Patienten nicht mal mehr rein, schicken per Computer einen Ausdruck ins Empfangszimmer.
Abhören tut sie aber scheinbar auch nicht gern. Ich muss ihr auch nichts vorhusten. Ich weiß ja eh was ich da nehmen und machen kann.

– Krankenstand schon für heute?


Mittwoch, 30. Januar 2013

Zwei mal kurz gelacht.

In was für einem Land wir wohnen, wird uns wahrscheinlich meist nur dann etwas bewusster, wenn es an Wahlen, Volksabstimmungen – oder Diskussionen zu aktuell gewordenen Themen wie momentan das der "Sexuellen Belästigung gegenüber Frauen" geht.

Wenn die JustizministerIN (sic!) der Ansicht ist (wie eine Rechtsfraktion im anderen Sinne ebenso), sexuelle Belästigung brauche kein strafrechtlicher Tatbestand zu werden. Warum denn auch – wenn ein wiederholter Vergewaltigungstäter und gefährlich drohender Stalker es sich zu Hause mit Fußketterl bequem machen kann. Wo man vor Zornes- und Angstzittern keine motorische Beherrschung mehr übrig hat um den Kopf zu schütteln. Macht euch keine Illusionen, Frauen: das Anti-Stalking-Gesetz ist für den Hugo (und sicher nicht gegen ihn), wie soll man da ernst genommen werden, wenn "ja eh gar nix passiert" ist. ("Was passiert ist" heißt faktisch, man zumindest im Krankenhaus landen musste.) Wie kann das durchgehen! Wie kann das reingehen! Wie kann eine Frau (?) selbst einen #aufschrei wie diesen als Papperlapapp abwinken?

Und wie kommt es zu einem solchen Volksabstimmungsergebnis zu der Frage: Wehrpflicht abschaffen oder nicht? Wie sähe das Ergebnis aus, wenn alle (mittlerweile) Untauglichen nicht mehr abstimmen hätten dürfen? Wenn heute 80jährige (Aufwachs-Background ausrechenbar) nicht über die Zukunft ihrer Enkel und Urenkel ab- und bestimmen hätten dürfen, sondern jene ausschließlich selbst (wäre die Wahl auf ein Berufsheer gefallen, hätten sie immer noch die Möglichkeit gehabt, sich dafür oder dagegen zu entscheiden – zwanglos)? Muss man dem Land zwangsweise dienen? Sind erzwungene Leistungen nützlicher als freiwillige? Wäre das Pflege- und Sozialsystem ohne Zivildienst (also die sanftere Alternative zu Wehrdienstverweigerung und Bundesheer) zusammengebrochen, oder gönnt man einfach die adäquate Entlohnung eines Freiwilligen Sozialen Jahres nicht? Überdies ist es mir unverständlich, wie ein Mitglied einer christlichen religiösen Glaubensgemeinschaft dem Gebrauch von Waffen überhaupt zustimmen kann – des Dompfarrers Toni Faber Zustimmung zur Wehrpflicht ist meiner Ansicht nach paradox. Zumindest wenn man davon ausgehen mag, dass die österreichische katholische Kirche nicht in die Partei- und Wirtschaftspolitik verwoben sein sollte...

Welche waren die Intentionen der Pro-Wehrpflicht-Wähler, und wo überschneiden sich ihr Gedankengut und ihr empathisches Empfinden zu den zwei hier angeführten Hauptthemen?

Ein unsympathischer Bibelspruch lautet bekanntlich, Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die andere hin.
Ein sympathischer Sponti-Spruch lautet bekanntlich, Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.

In 5 Jahren erst sind es 100 Jahre, dass Frauen in Österreich wählen dürfen.

Sonntag, 27. Januar 2013

Zweihundert mal gefüllt...

... wurden die Freitage bei Frau Barbara.
Tun wir mal so, als wäre heute wieder/noch Freitag. Wie schön wäre das.

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1. Eigentlich habe ich mir erhofft, das Volksabstimmungsergebnis hätte ein paar Prozent in die andere Richtung gezeigt.
2. Ich hab kein Pfand an meiner rechten Hand.
3. Spät am Abend fällt mir ein was ich alles machen wollte, und am nächsten Tag fehlt erst wieder die Zeit – wirklichkeitsgetreu gesagt: die Motivation – dazu.
4. Eine schwere Übung ist, nicht von selbst und ungefragt ständig zu helfen und Hilfe anzubieten, sondern innezuhalten und sehen was passiert.
5. Das Jahr 2012 war ein Geschaukel zwischen hin und her, vor und zurück, hoch und nieder – und doch einfach nur ein weiteres Jahr.
6. Du weisst, dass du alt bist wenn die Jahre immer schneller zu vergehen scheinen – What! Breakfast? Again??.
7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf meine frei verfügbare Lebenszeit, morgen habe ich ein paar Erledigungen geplant und Sonntag möchte ich kein Kreuzweh haben und mich bloß nicht stressen!

Sonntag, 13. Januar 2013

Zeig mir deine Wohnung...

... und ich sag dir wie du lebst.

Oder etwas in der Richtung.
Ein sehr schneller Zeitvertreib: Seinem Wohnstil einen Namen geben lassen.
Mein Schnellergebnis wäre deren Ansicht nach dieses.


Gefunden von Hydrangea Girl, vielen Dank.

Freitag, 11. Januar 2013

Belfast Grandchild*

Diese Tage ist auch in unseren Schlagzeilen zu lesen: Aufstände in Belfast (und anderen nordirischen Städten). Auslöser: Der Beschluss, den Union Jack am Belfaster Rathaus nicht mehr an jedem Tag des Jahres, sondern nur mehr an besonderen Terminen zu hissen.
Und?, denkt der durchschnittliche Zentraleuropäer, Nur deswegen?
Nicht nur, und nicht nur deswegen. Die Hintergründe der jahrzehntelangen Konflikte sind vielschichtiger, komplizierter, verschachtelter. Von der Oberfläche her schwer zu durchschauen und zu verstehen.
Durchschnittlich erfahrene Mitteleuropäer mögen erstaunt reagieren, wenn man sie heutzutage darauf hinweist, dass ein bestimmter Friedhof "gemischt" sei. Nicht Südafrika denken. Hier ist katholisch-protestantisch gemeint. Denkt man sich in die Lage hinein, kann man sich leicht vorstellen, was ein "gemischter" Friedhof unter Umständen auslösen könnte. 

Nun hatte man sich schon ein wenig daran gewöhnt, dass es die letzten Jahre relativ friedlich zugegangen war. An der Oberfläche. Dass die Hunde nur zu schlafen schienen, konnte man sich ausrechnen. Und dass ein nur kleiner Stups sie wecken würde.

Es braucht Generationen, um Änderungen oder Lebensarten und Erziehungen zu verarbeiten oder abzulegen. Deutschlands Wiedervereinigung zum Beispiel. Doch es wird sie immer noch geben, die, die von der Vergangenheit nicht ablassen, vor ihren Ahnen nicht unehrenhaft dastehen wollen. Wie sonst kommt es, dass es in Österreich noch Monarchisten gibt. Dass es "African-American"s in den USA gibt (die seit Generationen noch nie einen Fuß auf den afrikanischen Kontinent gesetzt haben).
Einteilungen nach Religionen (fiktiv), Pigmentierung (mehr und mehr verwischend), Geografie (austauschbar). Logisch betrachtet absurd.

Wäre es so einfach wie es dem politisch durchschnittlich interessierten Nicht-West-Europäer scheinen mag, könnte man doch einfach den Reset-Knopf drücken. Nordirland weder Irland (trotz geografisch) noch Großbritannien (politisch) zuteilen, sondern absolut autark stellen. Das Stormont-Parlament als einziges und oberstes. Mit einer vollkommen neuen Flagge, unter Verwendung keiner bereits belegten Farben und Motive. Eine neue Hymne, das volle Programm.
Doch das wird nicht funktionieren. Wie es bei Schottland nicht funktionieren wird. Weil es, wie immer und wie so oft, im Grund doch um die Finanzen geht. Könnte sich Nordirland (oder Ulster? oder doch lieber nicht Ulster? lieber ein ganz neuer Name?) unabhängig selbst erhalten? Würde es eine Handelsinzestnation? Denn es würde kein Liechtenstein werden, das auf den Rest der Welt gut und gern verzichten könnte. Was hätte Ex-Nordirland Verlockendes anzubieten?
Nach den Aufständen wahrscheinlich noch weniger als davor. Touristen fallen in alte Ängste zurück, Unternehmer und Investoren befinden sich schon auf dem Rückzug. Wie hat Finnland z. B. es geschafft, loszukommen und Finnland zu werden? Geht's auch ohne große Kriege und Kämpfe?
Und nicht zuletzt: Würden die Bewohner überhaupt mitspielen? Die Vergangenheit sein zu lassen?

Ich kenne Nordiren, denen ist es herzlich wurscht ob eine Fahne weht, und welche. Es würde ihnen vielleicht gar nicht auffallen. Sie wollen ihre Ruhe und ihren Frieden, und nehmen es eben als gegeben dass Nordirland zur Zeit eben Teil des Vereinigten Königreichs ist. Doch einige andere (die ich nicht persönlich kenne) malen ihren eigenen Kaukasischen Kreidekreis immer wieder neu nach. Niemals verblassen! könnte das Motto lauten.

And the Belfast Child sings again.



* Simple Minds, Belfast Child, 1989


Montag, 7. Januar 2013

He's got David Bowie's Eyes

oder: Was lange währt wird alter Hut.


Titel Nummer Zwei ergibt sich aus meinen letzten wochenendlichen Machenschaften.
Gefilzter Cloche-Hut im 20er-Stil.


Ich gebe offen zu: Ich habe gephotoshopped.
Und zwar dilettantisch.
Weil ich zu faul war gutes Licht zu machen bzw. darauf zu warten,
und dann auch zu faul war um einen ordentlichen Pfad zu erstellen.
Klingt kompliziert herzustellen, war es dann doch nicht, aber im Endeffekt doch schon.
Das Strickmuster sah recht praktikabel aus, auch die Abbildung des von der Dame geschaffenen Huts ging in die Richtung meiner Vorstellung.
Natürlich, zum Filzen vorgesehene Werke sehen anfangs immer monströs und abartig aus. Doch dieses war übermonströs. Das Filzmützending hätte als Kinderrock oder wollene Salatschüssel gelten können. Ich hatte aber nicht überdimensionalisiert und mich brav ans Strickmuster gehalten. Auch die selbe Wollmenge verwendet. Und ich vertraute auf den Filzwaschgang.
1 1/2 Stunden und 60 Grad später war das Stück geschrumpft – aber das hätte es gerne noch mehr können. Nun war es nur noch eine mittlere Obstschüssel. Doch mein Kopf ist von Natur aus eher klein (meine Kappen stammen aus Kinderkleiderabteilungen), und ich war faul bzw. geizig. Nicht noch einmal Wolle kaufen. Nicht noch einmal von vorn anfangen. Nicht noch mal einen Abend lang dran stricken. Nicht € 12,- in den Mist werfen (oder in die Altkleidersammlung).
Sondern mit Wäscheklammern abklemmen was hintan überflüssig ist. Und ein schönes spitzes Dreieck ausschneiden. Zusammennähen. Und bei der nächsten Waschladung mit nachwaschen.

Sieht ja schon viel besser aus, und passt. Aber es fehlt etwas. Das Hutband. Rips wäre schön. Ein breites, schwarzes Hutband aus Rips. Aber ich bin faul. Und geizig. Und nehme kurzerhand einen breiten schwarzen Einziehgummi. Passt schon. Passt wunderbar.


Was auch passt wie die Faust auf's Auge, ist Titel Nummer Eins, dem Kinde geltend, dessen Augenfarbe von Jahr zu Jahr immer etwas mehr zu differieren scheint.

Photoshop wurde hier nur zum Bildbeschnitt verwendet.
Das Foto war von der Aufnahme her überbelichtet.
Die Augenfarbe(n) wurde(n) nicht verändert.
Es liegt auch nicht an etwaigem Schatten – die linke Iris ist grünlicher, die rechte blauer. Bislang war hauptsächlich nur zu bemerken, dass die linke Pupille im Vergleich zur rechten größer ist (in diesem Bild nicht zu sehen) und verzögert auf Lichtverhältnisse reagiert.
Wie bei David Bowie. Und einer meiner Englischprofessorinnen am Gymnasium.

Wie dem auch sei. Es ändert nichts an der Sehschärfe oder der subjektiven Lichtempfindichkeit. Und mehr als dass ich die Pupillendifferenz aufgrund möglicher medizinischer Untersuchungen in Notfallformularen angeben muss, macht es auch nicht aus.


– I might have Bette Davis' hat.