Sonntag, 1. Juli 2012

My 30s/40s in Caramel

Seit über 20 Jahren besitze ich ein Kleid, bei einer Ethnogeschäftskette gekauft und in damaligen Sommern am Leib getragen.
Luftig-feine schwarze Viskose, gefältelter Rockteil, und, was mir erst nach einiger Zeit aufgefallen war, brav mit Rocktaschen ausgestattet.

Nun trug ich das Kleid schon lange nicht mehr. Das Sonnenlicht hatte das Schwarz etwas entkräftet. Und ganz ohne Ärmel mag ich nicht so recht.
Aber entgegen der Daumenregel, dass man das, was man über ein Jahr nicht mehr getragen hat, genauso weggeben kann, ließ ich das Kleid in den letzten Jahren ein wenig warten. Auf das berühmte, stets spontan eintreffende "Klick!", dem eine flotte Umgestaltung folgt.
So auch bei diesem Stück.

Zuerst wurde es mitten in der Nacht plötzlich ins kalte Wasser gestoßen. Damit die Chlorbleiche ihre Arbeit tun konnte. Erwartetes Ergebnis? Irgendwas Rostrotes, Oxbloodiges vielleicht. Der Schnelltest am inneren Saum sprach von etwas dieser Art.
Ausgespülterweise sah es dann eher einem Schokoladebraun ähnlich, aber das Trockenergebnis sagte eindeutig: Goldkaramell! Nun gut, damit konnte ich leben. Auch wenn sich diese Farbe nicht in meiner Garderobe befindet, aber ich kam zu der Ansicht, dass mir gelbstichigere Farben eher zu Gesicht stehen als blaustichige.
Aber was mit den (nichtvorhandenen) Ärmeln tun! Schön, wenn man eine Kiste voll Stoffe hat, aber nichts kommt irgendwie in Frage. Und dann einen Ärmelschnitt basteln, irgendwie... bei dieser Hitze... Es fühlte sich nach einer weiteren Wartezeit auf Moment X an.

Doch spontan, wie am liebsten alles, sogleich die Idee: Ein übergroßes Früh90er-Werbe-T-Shirt mit trageuntauglichem großem Druck weiß auf schwarz ("Bad Boys Eau de Toilette"...) dümpelt im Kasten herum. Und wartet darauf, als Organspender zum Einsatz kommen zu können.
Schnipp, schnapp, kurze Ärmel ab, und direkt so ins Kleid eingesetzt. Und schnipp, schnapp, Bauchsaum amputiert und dem Kleid als Rückbindebändchen transplantiert. Die schwarzen Nähte und Knopfaugenknöpfe hatte es ja schon.



Es ist seinen Teenagerjahren entwachsen und in den Enddreißigern gelandet. Vor allem, wenn es dann mit schwarzen britischen Riemchenschuhen getragen wird. Nur meine Haare würden garantiert nicht bei dem Versuch "Wasserwelle" mitspielen.

PS: Einen "Peter Pan Kragen" hab ich in Erwägung gezogen. Das Spendershirt hätte ja noch reichlich herzugeben, falls es mir eines Tages danach sein sollte.

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