Sonntag, 18. Oktober 2009

Möcht mal was erzählen

Gestern war das Qualifikationsrennen des heute Abend stattfindenden Rennens der Formel 1-Boliden in São Paulo, Brasilien.
Das heißt, so war es geplant, hätte der starke Regen nicht immer wieder zu Unterbrechungen geführt. Während derer die Kameramänner die Aufgabe hatten, Szenen und Eindrücke zu filmen, die von den überbrückenden Kommentatoren als bildliche Untermalung und dem Zeitvertreib dienen sollten.
Von der Aufnahme verwöhnter, sichtlich wohlhabender aber dennoch nahezu unterernährter junger Damen, die ganz gewiss allein wegen des Rennsports anwesend waren, bis zum sicherheits- und wetterbedingt vermummten Streckenpersonal. Und auch Beweisbilder vom Niederschlagsergebnis durften nicht fehlen: Bächlein die in den Gully abzufließen versuchten, Regenwasser das Grünstreifen die Anmutung von Reisfeldern verlieh.

In der letzten Minute, bevor der Fernsehsender beschloss, die Übertragung zu Gunsten des Hauptabendprogrammes abzubrechen, erfasste ein Kameramann doch noch schnell die Idee des Anlasses. Und zeigte Wasserblasen, die sich im Rinnsal ein Rennen lieferten, einander zu überholen versuchten, bevor sie an der Bordsteinkante oder gegeneinander zerplatzten. Er verfolgte sie einzeln und gruppenweise mit der Kamera, wie er wohl die Autos verfolgt hätte. Und lieferte dem Zuseher das, was dieser in den frühen Abendstunden erwartet hatte und worauf er mental eingestellt war. In meiner Spannung rutschte mir auch ein- oder zweimal ein "Uhh!!!" heraus, als sich zwei Blasen an einer Enge vorbeidrängten und im Lauf dieser die Führende effektvoll zerplatzte.
Ein tolles Qualifying. Ohne Verletzte, ohne Abgase, und ohne der Investition von Unsummen.
Fast schade, dass es heute Abend wieder "regulär" zuzugehen hat. Aber vielleicht schüttet es ja wieder mit Schaffeln in Interlagos.

Kamerateams auf der Suche nach Motiven und Bildfüllern hatten mich auch am Freitag Nachmittag kalt erwischt. Spontan und nur einige Stunden vorher in der Früh erst angekündigt.
Man stelle sich vor: Ein Kindergarten, wegen Urlaubs einer Kollegin das Personal betreffend bereits leicht dezimiert und daher organisatorisch gefordert. Kolleginnen, optisch schon dem Ende der Woche zuzuordnen. Kinder, die es auch schon merklich ins Wochenende und zur Mama zieht. Und ein Kamerateam, das am frühen Nachmittag mehr oder weniger hereinplatzt, nicht um zu fragen was man denn zum Herbst bastle oder welches Lied die Kinder gerade lernten, sondern um die Demonstration der KindergärtnerInnen am folgenden Tag zu thematisieren.
Warum ausgerechnet "mein" Kindergarten als Drehort ausgewählt wurde, statt sich in einem rein städtischen Kindergarten umzusehen und vor allem umzuhören, ist mir nicht bekannt. Vielleicht, weil es bei uns so schön ist, dass sich trotz voller Anmeldungslisten bis 2011 und sich am Rande der Überfüllung befindenden Gruppen täglich Mütter melden, die ihre Sprösslinge am Liebsten kommenden Montag zu uns bringen wollen.

Vielleicht muss ich erwähnen, dass ich keine von der Sorte bin, die sich Reportern auf der Straße ins Bild drängt, um von der TV-Kamera aufgenommen zu werden. Gerne dürfen Printmedien meine schriftlichen Kommentare eins zu eins zitieren und abdrucken. Aber fotografieren und filmen, vor allem unvorbereitet, das mag ich nicht. Und ducke und drücke mich vor jeder aufgestellten oder geschulterten Kamera, derer ich ansichtig werde.

Der Beitrag wurde also, flink zusammengeschnitten, im Zuge der Abendnachrichten noch des selben Tages im ehemals monopolisierten Fernsehsenders Österreichs gezeigt. Und, da man ja modern ist, auch prompt online zur Verfügung gestellt. "On demand" nennt sich das dann, für die, die die News des Tages nicht in Tageszeitungen oder deren Internetseiten lesen mögen, sondern lieber vorgelesen bekommen, in Begleitung von bunten, bewegten Bildern.

Die frisch von mir sortierten Buntstifte in meiner Gruppe filmten sie übrigens auch.
Das gefällt mir wiederum. Hat ein bisschen was von den Wasserblasen in São Paulo.

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