Montag, 28. September 2009

Art? Immoral? Vandalism?

Nun gibt es seit kurzer Zeit eine Installation in Wien, die bislang, geht man beispielsweise nach simplen täglichen städtischen Schmierblättern und deren sonst schnell echauffierten Leserbriefen bzw. derer diesbezüglichen Abwesenheit, die Wiener Bevölkerung nicht wirklich in Aufruhr gebracht hat.
Es handelt sich um die Installation "Reason to Believe" von Ronald Kodritsch.
Um die genaue "Aussage" und den Hintergedanken des Künstlers lässt sich viel diskutieren – so geschehen heute in unserem Haushalt, als auf CNN über die Installation berichtet wurde, und zwar über den geschmacklosen Skandal, den die Stadt da aufzubauen gestattete.
Unmoralisch!, eiferte der Herr des Hauses. Die Passanten würden glauben gemacht, da wäre einer vor dem Selbstmord!
Mit Aktentasche in der Hand? Seit Tagen und Wochen? Als angekündigte Installation? Und wer sagt, dass die Person/Figur denn springen will? Oder ist es nicht nur ein Blick in den Abgrund?
Genau das, meinte ich, wäre wohl die Intention ("moderner") Künstler: Man bleibt stehen, merkt auf, wundert sich, über etwas, "was da nicht hingehört".

Wie war das denn mit dem Haus auf dem Dach des MUMOK? War nicht wirklich ein Skandal, oder? Man hat aufgeschaut, sich gewundert, überlegt, nachgedacht... und CNN als Stimme der USA hat sich nicht angegriffen gefühlt und nicht entsetzt. Niemand wäre auf die Idee gekommen, in dem Haus wohne jemand und hinge nun schräg kopfüber verloren über dem Museum Moderner Kunst? Warum nun also die Sorge um den vermeintlichen Banker und den Suizidalarm?

Und wenn man nun eine blau bemalte Kuh-Skulptur mitten auf die Straße stellt? Kunst? Provokation? Vandalsimus?!? Und wenn man einen überdimensionalen Schal strickt und ihn einem Denkmal umbindet? Inklusive Pudelmütze? Ist es falsch? Bedenklich? Unmoralisch? Geschmacklos?

Warum regt sich CNN darüber auf? Und warum regt sich S. darüber auf?
Mich dagegen regen ganz andere "Installationen" in der Stadt auf. Die werden aber unhinterfragt hingenommen, und wer die ungefragt subventioniert steht auch nicht zur Diskussion.
Warum kann man einer Installation eines Künstlers nicht so offen gegenüberstehen und sagen, Das ist eben so, wie man es bei "alltäglichen" Hindernissen im Stadtleben hinzunehmen hat?

Der Herr des Hauses ist im Moment übrigens ein wenig sauer auf mich. Weil ich ihn Kulturbelange betreffend "manchmal ein wenig konservativ" genannt habe. Und ihm vorwarf, das gesamte Konzept der Modernen Kunst nicht wirklich begriffen zu haben.
Nun, stammt er auch nicht aus dem Land der Nitsche und Rainers, sondern von dort, wo es untersagt ist ObenOhne zu baden, geschweige denn gleich FKK.
Doch, er ist konservativ in gewissen Dingen. Warum sonst hätte er nicht das Gesicht verzogen, als der Bub auf eigenen Wunsch Kindernagellack auf Wasserbasis in blau und grün von mir bekam?
Doch. Spießig. Aber nicht weitersagen.

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