Donnerstag, 8. Dezember 2011

Antibakteriell

Wieder einmal wurde mir besonders bewusst, dass ich garantiert nicht der derzeitigen Generation Schnepfi angehöre.
(Nicht dass ich jemals einer Generation Schnepfi angehört hatte – ich bewegte mich Zeit meines Lebens alternativ im Untergrund.)
Die aktuelle Generation Schnepfi zeigte sich mir in den letzten Tagen bzw. Wochen im urbanen Leben. Mädels in Size Zero (und sich dessen jeden Moment arrogant bewusst und durch Admiration des eigenen Spiegelbildes in jeglicher spiegelnden Fläche bestätigend), in einheitlicher Frisur von langem, glattem Haar. Inklusive der In-Accessoires eckiger Schultertasche und arrogant taxierender Blick, mit dem über die eckig betaschte Schulter das alternativ-untergrundige Selbst von unten nach oben gemustert wird.
Alles was nicht von ausnahmslos angesagten Massentextilherstellern stammt, reizt offenbar zu Rümpfnasen. Aber Schnepfi, du weißt höchstwahrscheinlich nicht, wie und was man mit 6 Stricknadeln gleichzeitig tun kann. Und Schnepfi, arrogante Gesichtsmaske führt irgendwann sicher zu Gesichtsfalten. Und zwar nicht zu denen, die ein Charaktergesicht ausmachen.
Sie können mir wurscht sein, die derzeitigen Schnepfis. Die in Mimik und Gestik klarstellen, dass sie noch viel besser sind als Klum und die Klumettes. Sie könnten mir wurscht sein, stächen sie und ihre Schultertaschen mir nicht so oft und überall ins Auge.
Aber lassen wir die Schnepfis Schnepfis sein; vielleicht sind sie ja eines Tages auch mal über 30 und haben vielleicht doch noch eine persönliche Persönlichkeit.
Kann mir aber eigentlich auch wurscht sein.

Ja, es ist Zeit des Jammerns und des Quengelns. So lange wird gejammert, bis das schon länger angebrachte Antibiotikums-Rezept ausgestellt wird. Was einen immer wieder krank macht, sollte irgendwann dann mal doch ausgemerzt werden. Die Nebenwirkungen reinigen dann gleich noch einmal.
Und wenn man sich schon der inwändigen Bakterien entledigt, kann man sich auch mal umsehen und auch im Wohnbereich mal wieder ein bisschen weiter ausmisten. Der praktische Nebeneffekt des Sich-bäh-Fühlens: Man hat weder Lust noch Energie sich länger und intensiver mit etwas auseinanderzusetzen. Man schiebe den ganzen Schreibtischkrempel in eine Schachtel, pflanze sich damit moosartig aufs Sofa, und sortiere rigoros, weil entnervt und entkräftet, den ganzen Plunder aus. Wenn einen schon alles annervt, wirft man es auch leichter und schneller von sich. Wer denkt mit Kopfschmerzen schon gern drei mal nach. Es schadet auch nicht, ab und zu mal den Refashionist und Reparierer links liegen zu lassen. Da wird jetzt nichts geflickt und geklebt. Keine Kraft übrig dafür. Schmeiß weg. Ja, Wegwerfgesellschaft ganz böse. Wachsende Müllberge. Aber warum soll ich den Wegwerfberg in meine Wohnung verschieben. Was ich anschließend nicht mehr reinhole muss ich auch nicht wieder wegwerfen.
Mitsamt den Bakterien fliegt auch gleich der nervige Krempel raus. Und aus meinem Kopf die New Schnepfis gleich mit. Stimmungsbakterien brauch ich nämlich genauso wenig.

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